Rezension

Iron & Wine

Ghost On Ghost


Highlights: Joy // Low Light Buddy Of Mine // Lovers' Revolution
Genre: Indie // Folk-Pop
Sounds Like: Calexico // Sufjan Stevens // Matthew E. White

VÖ: 12.04.2013

Sam Beams Fans der ersten Stunde, die sich bereits durch sein letztes Werk „Kiss Each Other Clean“ ein wenig vor den Kopf gestoßen fühlten, müssen jetzt ganz stark sein. Denn der ungewohnt opulente und bandlastige Sound des 2011er Albums war offenbar kein einmaliger Ausflug in experimentellere Gefilde, sondern vielmehr ein zielstrebiger Schritt in eine musikalische Richtung, der er ohrenscheinlich nicht so schnell wieder den Rücken zuzukehren plant. Davon zeugen zumindest die zwölf Songs auf „Ghost On Ghost“, die die vom Vorgänger angedeutete Entwicklung konsequent fortführen und mit dem zaghaft-romantischen Singer/Songwriter-Folk der frühen Platten von Iron & Wine im Grunde nur noch den Bart ihres sanftmütigen Sängers gemeinsam haben.

„Caught In The Briars“ eröffnet mit fast schon kakophonischem Chaos, doch es dauert nicht lange, bis verspielte Bläser und beschwingte „Oooohs“ zur Ordnung rufen und damit andeuten, wohin die Reise im Folgenden gehen soll: Es ist eine etwas eigenartige, gleichzeitig aber auch sehr eingängige Mischung aus Jazz-, Country- und Softrock-Elementen, der sich Sam Beam auf „Ghost On Ghost“ verschrieben hat. Mit unwiderstehlichen Ohrwurmmelodien wie jenen aus „Joy“, das mit seinem lautmalerischen Charme fast schon Kinderlied-Anleihen aufweist, kecken Backgroundchören („Grace for Saints and Ramblers“), treibendem Kontrabass („Singers And The Endless Song“) sowie souligen Falsettgesangseinlagen („The Desert Babbler“) frönt er dabei hauptsächlich den eher vergnügten Klängen des verschrobenen Indie-Pop.

Er lässt es sich aber auch nicht nehmen, die ein oder andere melancholische Ballade („Winter Prayers“) einzustreuen und am Ende sogar mit einem waschechten Pedal-Steel-Americana-Schunkler namens „Baby Center Stage“ sein Feierabendbier zu zelebrieren. So ganz scheint er sich von seiner ursprünglichen Singer-/Songwriter-Mentalität also noch nicht gelöst zu haben. Hoffnungen auf eine Rückkehr zu Beams musikalischen Wurzeln sollte man sich deswegen aber noch lange nicht machen. Denn wer im Zusammenspiel mit seiner Band derart viel Spaß und Herzblut an den Tag legt, wie Beam es im schlicht grandiosen Groove-Monster „Lovers‘ Revolution“ tut, fühlt sich ganz eindeutig pudelwohl in seiner Haut.

Paulina Banaszek

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