Rezension

Ikonika

Aerotropolis


Highlights: Mise En Place // Manchego
Genre: UK-Garage // Dubstep //House
Sounds Like: Aphex Twin // Joy Orbison // David Lynch

VÖ: 02.08.2013

Maschinenlärm, dröhnende Motoren, durch den gelblichen Smog hört man verschwommene Musik aus der Wartehalle, rennende Menschen, endlos laufende Gepäckbänder, kreisende Flugzeuge – in Aerotropolis ist alles ständig in Bewegung. Diese am Reißbrett entworfenen Städte, die um das Zentrum eines Flughafens herum planmäßig zu Industriezwecken designed wurden, scheinen wie eine dystopische Vision aus einem Aldous-Huxley-Szenario.

Oh Brave New World that has such people in it!

Zu diesen futuristischen Visionären, die eine technoide, entfremdete Zukunftsgesellschaft imaginierten, lässt sich die selbstgekrönte britische Ikone der härten Dubstep-Gangart, Ikonika, sicher auch zählen. Ihre Faszination gilt vor allem der Art und Weise, wie die Gesellschaft der 80er Jahre sich die Zukunft ausmalte. Als Kinder ihrer Zeit, umgeben von der postmodernen Künstlichkeitseuphorie des Postpunk und New Wave, der Technologisierung des eigenen Alltags durch den Heimcomputer sowie neuer Musiktechnologien, die alle bislang bekannten Sounds über den Haufen warfen, prägten Star Wars, Back to the Future oder 1984 eine sehr Science-Fictionartige Vorstellung von einer Zukunft aus Robotermenschen, fliegenden Hoverboards und riesigen Metropolstädten mit endlosen Wolkenkratzern.

Ikonikas zweites Album "Aerotropolis" macht diese Visionen hörbar. Der gewohnte Mix aus verhallt zischenden Bässen, metallern giftenden 90s-Acidssounds und flächenhaften Traumsynthiestreichern, die an Twin Peaks und David-Lynch-Ästhetik erinnern, klingt auf Aerotropolis deutlich tanzbarer als früher und stellenweise sogar überraschend housig verschmust, wie bei "Beach Mode (Keep it Simple)", wobei die cheesy Vocals hier schon fast etwas übel aufstoßen zwischen den spacigen Traumsequenzen des Albums. Bei "Manchego" verteidigt Ikonika allerdings ihre Stellung in der UK-Bass-Szene, klangmäßig wieder ganz in der modernen Breakbeatwelt des 21. Jahrhunderts mit ihren leeren Fabrikhallen und wabernden Nebelmaschinen angekommen. Das Album wirkt wie ein großes Spielfeld zum Ausprobieren der eigenen Möglichkeiten, nicht unbedingt konzeptuell geplant, dafür umso überraschender und vielseitiger.

Ikonika scheint das Spiel mit postmoderner Thematik zu gefallen, wie schon bei ihrer Debütsingle von 2008 "Please/Simulacrum" zu erkennen war. Damit schafft sie eine Musik, die eben genauso klingt, wie eine Kopie von etwas, zu dem es kein Original gibt. Die Musik scheint bekannt, die Sounds angenehm vertraut, doch zeitlich und räumlich ist dieses Werk kaum zu fassen. Zukunftsmusik aus Retrosounds.

Laura Aha

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"Beach Mode (Keep It Simple) Feat. Jessy Lanza" im Stream

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