Rezension

Ibeyi

Ibeyi


Highlights: Ghosts // Weatherman // Yanira // Stranger/Lover // Mama Says
Genre: Soul // Pop // Electronic // Experimental
Sounds Like: Bishi // Zaz // Buena Vista Social Club // Patrick Wolf // The Roots // Soap & Skin

VÖ: 13.02.2015

Zwillingsschwestern, die als Duo unter dem Yoruba-Wort (“Ibeyi”) für Zwillinge agieren, das sind Lisa-Kainde und Naomi Diaz. In Paris geboren, haben die beiden Töchter des Buena-Vista-Social-Club-Mitglieds Miguel Diaz ihre ersten Lebensjahre auf Kuba verbracht. Der Bezug zur westafrikanischen Sprache entstand nicht zuletzt über die Auseinandersetzung mit Yoruba-Folksongs, die bereits mit den Sklavenschiffen Kuba und allgemein Süd- und Mittelamerika erreichten.

Kubanischer Son und andere afrikanische oder afrokubanische Folkelemente gehen auf dem selbstbetitelten Debüt der beiden mit Jazz, Soul, R’n’B und elektronischen Elementen eine experimentierfreudige, schwer beschreibbare Melange ein; sie ist zumindest dann schwer zu greifen, wenn vom offensichtlichen Etikett zurückgeschreckt wird. Die Vielfalt der Platte dürfte Reiz nicht nur auf Freunde des Buena Vista Social Club und afrokubanischen Jazz ausüben und Hörer von The Roots oder Erykah Badu ansprechen. Die elektronische Experimentalität sollte auch jene aufhorchen lassen, die von Fever Ray, Bishi, Bat for Lashes oder Björk begeistert sind. Die chansonesken Anklänge der Platte machen sie wiederum sogar für die Fans von Zaz interessant. Zu guter Letzt sollte das Endergebnis alle ansprechen, die entweder Patrick Wolf, The XX, Soap&Skin oder die Gorillaz zu ihren Lieblingskünstlern zählen.

Jenseits dieser Aufzählung von scheinbar unverwandten Genre-Schubladen verbirgt sich jene oben angedeutete einfache Wahrheit: Im Kern machen Ibeyi Pop. In all der Vielfalt ihres Stils schaffen sie es, mit ihrem Produzenten Richard Russell eine sehr homogene Platte zu präsentieren, ein Album, das vor allem zurückgelehnt und ruhig erklingt. Ibeyis Musik will in aller Ruhe genossen werden, es geht hier nicht um das Feiern, sondern um die Schönheit, die Musik innewohnt. Eine sanfte Melancholie prägt die Arrangements. Sie zehrt zu einem guten Maße aus dem persönlichen Charakter der behandelten Themen, aus dem Einfluss, den zum Beispiel der frühe Tod des Vaters auf die Zwillinge hatte.

Ibeyis Pop ist eine Synthese all der Musik, welche die Schwestern Diaz beeinflussten. Eine solche Vielfalt ist im Pop nicht unbedingt ungewöhnlich. Was jedoch überrascht, ist die absolute Perfektion, mit der diese Amalgamation hier erfolgt. Ibeyis Debütalbum ist eine große Popperle. Es ist ein Album, das in seiner sanften Schönheit einfach begeistert.

Oliver Bothe

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