Rezension

Hurricane Dean

N53° E7°


Highlights: Fragrance // Porcelain Love // Prodigal Son
Genre: Indie-Rock // Indie-Pop // "Bright-Wave"
Sounds Like: No // Kings Of Leon

VÖ: 13.03.2015

Bereits 2012 ging ein Raunen durch die Menge, dass Hurricane Dean, diese deutsche Band aus dem ostfriesischen Nirgendwo, etwas Besonderes sein könnte. Mal wieder was Großes, so lange nach den Scorpions oder Rammstein. Die haben wohl ziemlich was drauf; wirklich gute Melodien und einen Frontman mit grandioser Stimme. Die selbstveröffentlichte Single "Flat Random Noise" zeigte, dass da tatsächlich was kommen kann, das ganz anders als Rammstein und die Scorpions ist und groß werden könnte. Abseits der großen Radiostationen spielten sich die fünf Jungs von Hurricane Dean aus der Provinz bis ins Vorprogramm von Alicia Keys und Billy Talent, nun steht das Debütalbum "N53°E7°" in den Regalen und hat neben den Koordinaten einer Niederländischen Landstraße auch ein neues Genre zu bieten: Bright-Wave.

Auf der einen Seite verleiht Sänger Ian Bleeker mit den Worten "Color me now, paint me with brightness" direkt im Opener "Arsenal Of Colors" dem Teil des bandeigenen Genres Ausdruck, der für belebenden, tanzbaren und feierfreudigen Indie-Rock steht. Auf der anderen Seite hört man einer Stimme zu, die die Melancholie in ihrem tiefen Klang zu tragen scheint, ein bisschen so wie bei Paul Banks, vielleicht etwas Caleb Followill. Also eine Portion von Interpols Dark-Wave-Sound zum Indie-Rock der Kings Of Leon und heraus kommt also "Bright-Wave"? Kann man ja erstmal so stehenlassen.

Die folgenden zwei Tracks fügen sich klanglich nah an den Opener und erst in "Fragrance" entfernt sich die Band etwas vom Indie-Rock. Ein elektronischer Beat legt sich unter weiche Klangwellen und zeigt dem Hörer den Wave-Sound der Band. Hier klingt die Band nach etwas anderem und irgendwie interessanter als zuvor. Mit dem anschließenden "Porcelain Love" zeigen Hurricane Dean, dass sie mitreißen können. Energiegeladene Gitarren folgen dem kraftvollen Gesang und bis einem auffällt, dass hier doch ziemlich viel nach den Kings Of Leon klingt, macht es Spaß, dem Lied Zeit zu geben, sich zu entfalten. "Lampion" läutet mit relativ einfallslosem Text ein und bleibt auch melodisch die eher subtil gehaltene Ballade, der das Besondere fehlt. "Prodigal Son", eine weitere Ballade, steht allein textlich schon besser da. Zwar ist auch hier das Musikalische nicht viel größer aufgestellt, aber es ist einfach besser gemacht. Die folgenden Tracks fahren mit ihren Two-Door-Cinema-Club-Klängen wieder die Indie-Schiene, "Snow Follows" fällt da mit kleinen Klangexperiementen à la Bloc Party ein wenig heraus, rutscht aber schnell wieder ins bekannte Schema.

Das alles ist wirklich ganz nett. Aber ein eigenes Genre in die Weiten der Musiklandschaft zu werfen war eigentlich nicht nötig. Ja, Bleeker singt gut, anders als andere, aber nicht so weltverändernd, dass man ab nun alle anderen Platten im Regal verstauben lassen könnte. Interessant ist nämlich vor allem, dass der eigentlich genannte Genre-Mix lediglich darin besteht, dass die Band mal mehr von dem einen und mal mehr von dem anderen vertont, im Endeffekt aber doch relativ gut in eine Schublade gesteckt werden und da ganz gut und auch verdient ihren Platz finden darf. "Wer is'n das? Das kenn ich irgendwoher!", ruft es sich da plötzlich auf der Tanzfläche des Clubs zu, in dem jeden dritten Samstag im Monat endlich mal wieder der Jutebeutel zu den Indieperlen schwingen darf. "Weiß nicht, aber ist super! Klingt wie diese andere Band mit dem einen Typen da!", hört man es vielleicht antworten und tanzt mit.

Doreen Stoecke

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Video zu "Arsenal Of Colors"
Video zu "Quit! Stop"
Video zu "Fragrance"

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