Rezension

Hundreds

Aftermath


Highlights: Ten Headed Beast // Our Past // Rabbits On The Roof
Genre: Elektro-Pop
Sounds Like: Lali Puna // Me And My Drummer // Dillon

VÖ: 14.03.2014

Auf dem Cover des neuen Albums des Hamburger Duos Hundreds erblicken wir einen nächtlichen Wald. Es fällt nicht leicht, sich zu entscheiden, ob dieser nun eher finster oder doch heimelig wirkt. Die Nacht ist sternenklar, die Bäume von einem rötlichen Glimmern erleuchtet. Und doch nimmt auch die Düsternis auf der abgebildeten Lichtung einen beträchtlichen Raum ein.

Das Oxymoron der düsteren Lichtung oder auch der lichtdurchfluteten Dunkelheit drängt sich für dieses Werk geradezu auf. „Aftermath“ ist das zweite Album des Geschwisterpaars Eva und Philipp Milner, das nun nach vierjähriger Wartezeit endlich erscheint. Die Grundstimmung wirkt in der Tat etwas offener als noch beim selbstbetitelten Debüt. Zwischen den zwölf neuen Songs, die großteils von Evas faszinierender Stimme getragen werden, könnte man scheinbar beruhigt seinen Schlafsack ausbreiten und einer geruhsamen Nacht entgegenschlummern. Im Gros muten die Stücke warm und weich an, die Kühle des Debüt-Albums ist zu Gunsten eines organischeren und dennoch äußerst detailverliebten Sounds gewichen.

Seit „Hundreds“ hat sich auch einiges getan. Erfreuliche Veränderungen im privaten wie auch beruflichen Umfeld haben sicher ihren Anteil daran, dass „Aftermath“ insgesamt deutlich positiver daherkommt. Nach einer sehr ausgiebigen Tour zum ersten Album legten die Geschwister Milner eine halbjährige Pause ein, aus der sie zunächst einigermaßen ratlos zurückkamen. Sie richteten sich ein eigenes Studio im ländlichen Wendland ein, um der Hektik Hamburgs zu entkommen. In diesem neuen Umfeld waren Hundreds dazu bereit, die weiße Wand, die das entstehende Album noch war, mit Farbe zu füllen. Die erste Single-Auskopplung „Circus“ stellt dann auch einen großen Kontrast zum bisher Gehörten dar – einen fast schon klassischen Pop-Song, für dessen Video Stromberg-Regisseur Arne Feldhusen engagiert wurde.

„Rabbit On The Roof“ gemahnt da schon eher an das ältere Material und ist vielleicht auch der stärkste Track des Albums. Ein treibender Beat wird von einer unglaublichen Zahl von kleinen elektronischen Einsprengseln umspielt; das Ganze erinnert vom Drive her fast ein wenig an die neueren Radiohead-Alben. Nach einer Nacht im Hundreds-Wald mit „Aftermath“ als Soundtrack stellt sich dann also doch die Erkenntnis ein, dass dieser Wald so einladend, wie zunächst angenommen wurde, gar nicht ist. Überall im Unterholz knistert und knackt es, Vergänglichkeit und Verfall verschaffen sich mittels Rascheln und Rauschen Gehör. Der Wald von „Aftermath“ ist ein ganz spezieller Ort, gleichermaßen einladend und bedrückend, noch mit der Wärme des Tages aufgeladen und doch schon dunkel.

Christoph Herzog

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Video zu "Circus"
Video zu "Beehive (Prelude)"

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