Rezension

Hope Of The States

Left


Highlights: Blood Meridian // Left // Little Silver Birds
Genre: Alternative // Post-Rock // New Wave
Sounds Like: The Smashing Pumpkins // Elefant // Elbow // The Appleseed Cast

VÖ: 11.08.2006

Eigentlich müsste "Left" von vorneherein ein paar Zusatzpunkte bekommen, die der fast überall unterschätzte Vorgänger nicht bekommen hat. "Enemies / Friends", "The Red, The White, The Black, The Blue", "Black Dollar Bills"... was sind das für Hymnen! Höchstens ein, zwei Male etwas zuviel "Kitsch", alles in allem trotzdem ein tolles Debütalbum. Aber lasst uns lieber über die Gegenwart reden. Ihr wisst schon, lebe den Moment und so.

Das Hier und Jetzt ist leider nicht so gut wie das Dort und Damals, falls man das so sagen kann. Wieder fängt die CD instrumental an. Doch schon hier zeigt sich ganz gut der qualitative Unterschied der zwei Alben. Was auf "The Lost Riots" noch ein epischer Sturm war, der den Hörer sofort in seinen Bann gezogen hat, ist auf "Left" das 112 Sekunden lange, gerade zweckerfüllende "Seconds". Nein, es ist wirklich nicht schlecht, aber es zeigt sich doch recht deutlich, wie sehr die Kreativität der sechs Briten unter den wirklich harten Vorraussetzungen, unter denen sie am Zweitwerk gearbeitet haben, gelitten hat.

Zu viele Bands machen ein zweites Album, das sich von ihrem Erstlingswerk gar nicht unterscheidet, kritisierte Frontmann Sam Herlihy jüngst in einem Interview, aber immer genau dann, wenn sich die Band auf alte Stärken zurückbesinnt ist "Left" am stärksten. Zum Beispiel das direkt an das Intro anknüpfende "Blood Meridian". Emergency, emergency, Someone acted honestly, You'd better string em up, tie em down, Never let the news get out, Never let it happen again Genau das meinte ich mit Hymnen im ertsen Absatz. Nur warum in aller Welt probieren sie sich an tanzbaren New Wave-Kram? Klar, spricht wirklich nichts dagegen, wenn eine Band beim Proben mal etwas ausprobiert, aber hören die denn nicht, dass es alles andere als ihre Stärke ist? So folgen auf das absolute Highlight des Albums mit "Sing It Out" und "Bonfires" zwei deutlich schwächere Lieder, wobei man dem zweiten doch immerhin etwas Tanzbarkeit zusprechen muss. Und so tröpfelt die CD vor sich hin. Auch wenn sich das Titelstück, was nach der zitierten Interviewaussage doch etwas peinlich ist, als beinahe "Black Dollar Bills"-Kopie gar nicht mal so schlecht daherkommt, ist eigentlich kein einziger "Wow"-Moment auf dem gesamten Album zu finden.

Manchmal gibt es sogar noch kurze Passagen, bei denen man kurz das Gefühl hat, doch noch etwas für sich entdeckt zu haben, aber meistens dauert es keine zehn Sekunden bis ein Nerv-Refrain, eine Einschlafe-Bridge oder ein Schmalz-Text dieses Gefühl in Luft auflösen. Man kann diese CD ruhig im Hintergrund laufen lassen, sie tut niemanden weh. Und eine letzte Hoffnung auf das Drittwerk bleibt bestehen, denn wenn in "Little Silver Birds" I am in love with the chance that we all could do better than we do gesungen wird, kann man Frontmann Sam ja einfach mal vertrauen und hoffen, dass die Band beim nächsten Mal wieder aus den Vollen schöpft.

Paul Weinreich

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