Rezension

Honeymoan

Weirdo


Highlights: Weirdo
Genre: Indie-Pop // Dream-Pop
Sounds Like: Metric // Still Corners

VÖ: 21.02.2020

Dass das Albumformat im Streaming-Zeitalter mehr und mehr an Bedeutung verliert und kurzweiligere Releases erfolgreicher im Playlist-Kontext funktionieren, haben auch Honeymoan aus Südafrika begriffen. Mit „Weirdo“ veröffentlicht das aus Kapstadt stammende Quartett um Frontfrau Alison Rachel nun ihre zweite EP, nachdem die Erste letztes Jahr erschien. Und auch hier sind es vier Songs zwischen verträumtem Dream-Pop und charttauglichem Indie-Pop, die allesamt für sich stehen könnten und jeweils eine andere Facette der musikalischen Bandbreite der Band betonen.

Als verbindendes Element greift die Band auf teils recht brachiale Synthesizer und elektronischen Elementen zurück, die die Songs davor bewahren, zu beiläufig zu klingen. So startet die EP mit „Still Here“ ganz in Metric-manier mit einem vorwärts-preschenden Beat, über dem sich Indiegitarren, poppige Synthesizer und der Gesang von Sängerin Alison Rachel zu einem schlüssigen Indiepop-Hit fügen, bevor im letzten Refrain der breitflächige Synthi dem Song seine eigene Richtung gibt. Assoziationen zu „Heads Will Roll“ von Yeah Yeah Yeahs kommen da fast automatisch auf. Doch ist es gerade die elektronische Produktionsweise, die die EP interessant werden lässt und Songs wie „Fidelio“ oder „Weirdo“ eine charttaugliche R’n’B-Note geben, die durch verträumte Shoegazer-Gitarren immer wieder schlüssig aufgelöst wird. Besonders in den Lyrics hebt sich Honeymoan dabei vom konventionellen Indiepop-Schema ab. „Still Here“ behandelt den Umgang mit Depressionen und Angst. In „Fidelio“ besingt Sängerin Alison Rachel ihr sexuelles Begehren nach Dominanz („And you’re always so impressive when I look up on you from my knees // Is it bad // I don’t know // Love to lose all control”), während sie im stärksten Song der EP, dem lasziven Titeltrack “Weirdo”, die nicht erwiderte Liebe einer Frau zu einer anderen thematisiert. Der Sound dagegen bleibt über weite Strecken recht konform und eckt nur an, wenn der Fuzz-Regler am Synthesizer hochgeschraubt wird.

„Too Much“ schließt diesen insgesamt sehr kurzweiligen Release mit Dreampop-Gitarren aus dem Lehrbuch à la Still Corners ab. Aber auch hier führt der Refrain leider nicht am massentauglich Indie-Pop vorbei. Was schade ist, denn zwar meistern Honeymoan den Spagat zwischen Nische und Radio meist ordentlich, um vollends zu überzeugen bedarf es dann doch mehr, als nur auf Bewährtes zurück zu greifen. Aber dafür haben die Newcomer ja noch Zeit – auf der nächsten EP.

Abhilash Arackal

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HONEYMOAN - Too Much

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