Rezension

Highasakite

Camp Echo


Highlights: Samurai Swords //God Don't Leave Me
Genre: Elektro-Pop
Sounds Like: The Knife // Zola Jesus // Fever Ray

VÖ: 20.05.2016

Highasakite stellten mit ihrem Debüt „Silent Treatment“ einen bis dato einmaligen Rekord in ihrer Heimat Norwegen auf: 94 Wochen in den Top 40. Sauber, der feine Folkpop kam eben gut an. Und mit ihrem neuen Album? Macht die Band alles anders. Unverkennbar ist es immer noch Ingrid Helene Håviks Stimme, die uns durch die neun Songs von „Camp Echo“ leitet. Auch die übrigen vier Bandmitglieder sind noch die gleichen. Und doch hat sich das Soundgerüst gänzlich gewandelt.

Deutlich düsterer, eine Prise elektronischer. Vor allem fehlt jedoch die Entspanntheit, mit der die Vorgänger-Scheibe zu begeistern wusste. Der Albumtitel bezieht sich auf ein Gefangenenlager in Guantanamo Bay, die Lyrics drehen sich um Krieg und Terror. Das ist keinesfalls schlecht und auch „Silent Treatment“ war ein durchweg politisches Album. Der einzige Unterschied: Darauf bekamen die HörerInnen „das Politische“ nicht mit der Bratpfanne um die Ohren geschlagen.

Natürlich wäre es einfach gewesen, ein zweites „Silent Treatment“ zu schreiben und man muss es der Band hoch anrechnen, eben das nicht getan zu haben. Gitarrist Kristoffer Lo erinnert sich an das erste Mal, als sie Ingrids neue Demos hörten: „[Uns] war sofort klar, dass wir ganz anders denken und arbeiten mussten als beim letzten Album. Ich glaube, es ist die Art und Weise, wie sich während der Aufnahmen die Synthesizer und das Programmieren der Drums entwickelt haben. Da war es dann irgendwie logisch, dass wir die Gitarren elektronischer als zuvor einsetzen.“ So erhielt „Camp Echo“ auch einen kleinen Industrial-Touch.

Leider wirken die 80er-Synths nach geringer Zeit nur noch anstrengend und eigentlich interessante Songideen wie „My Mind Is A Bad Neighborhood“ gehen furchtbar auf die Nerven. Die Anti-Hommage auf George W. Bush „My Name Is Liar“ schlägt in die gleiche Kerbe. Da helfen dann auch die gelegentlichen Ausrutscher nach oben nicht mehr viel. Der Pressetext berichtet, das Album sei ein Ausdruck der Suche nach Wesensverwandschaft. Danach, verstanden zu werden. Und ein Song des Albums sucht tatsächlich nach „Someone Who´ll Get It“. Ich bin das leider nicht.

Christoph Herzog

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