Rezension

Helena Hauff

Qualm


Highlights: Barrow Boot Boys // Fag Butts In The Fire Bucket // The Smell Of Suds And Steel // No Qualms
Genre: Techno
Sounds Like: Lena Willikens // Umfang // Actress // Ben Frost

VÖ: 03.08.2018

Der Einstieg ist heftig. „Barrow Boot Boys“ eröffnet Helena Hauffs zweites Album „Qualm“ mit klarem Fokus auf einem dunkel hämmernden Beat. Der Rhythmus ist in Hauffs Musik kein Beiwerk, sondern reiner Selbstzweck und windet sich im angesprochenen Opener in immer neuen Touren und absichtlich gewählter Übersteuerung, bis er den ganzen Raum ausfüllt. „Lifestyle Guru“ schlägt in dieselbe Kerbe, etwas aufgeräumter, aber ebenso wenig kompromissbereit. Take it or leave it.

Es leuchtet ein, was die Hamburgerin meint, wenn sie ihr Album als ein weirdes „one-drum-machine-and-one-synthesizer thing“ beschreibt (der Synthesizer spielt indes anfangs nur eine Nebenrolle und gewinnt erst im Laufe der Platte an Bedeutung). Was „Qualm“ stark macht und was die ehemalige Resident-DJane des Golden Pudel am Elbufer auszeichnet, ist, dass es nach Handwerk und Hardware klingt und sie in der Lage ist, mit wenigen Mitteln eine gewaltige Sogwirkung zu erzeugen.

Hauffs Rhythmen beherbergen denn schon für sich genommen eine gewisse Dramaturgie, sodass ein Track nicht wieder am Anfang bei sich selber ankommt (und im Loop gespielt werden könnte), sondern eine Fortsetzung fordert. „Qualm“ wird somit zum Konzeptalbum. Wenn sich nun langsam Synthesizer in das Album einschleichen, entfalten diese eine nahezu hypnotische Wirkung, ehe sie sich in „Entropy Created You And Me“, das wie eine Lichtung im dichten Wald steht, ausbreiten, um sich anschließend wieder zu zerstreuen und sich dem düsteren Beben unterzuordnen.

So die Legende denn stimmt, hat die Künstlerin erst in ihren frühen Zwanzigern zu Vinyl und dem Auflegen elektronischer Musik gefunden und zuvor ihre Lieblingsmusik auf Kassetten zusammengestellt. Diese Liebe zum Archivieren, sie schimmert durch, wenn in manchem Track etwa eine Brise nostalgischer New Wave weht oder aber das gesamte Werk in seiner LoFi-Verliebtheit klingt, als sei es von einem Tape-Deck mitgeschnitten worden. Da Hauff in sich die Stärken und Vorzüge zweier Identitäten, als Produzentin und DJane, vereint, schafft sie es, einen zeitlosen wie eigenen Sound zu zelebrieren und mit einem Sinn für das Ineinandergreifen seiner Einzelteile „Qualm“ konsequent zu entwickeln. Für Freunde des gepflegten elektronischen Nachtlebens eine Freude.

Jonatan Biskamp

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