Rezension

Helen

The Original Faces


Highlights: Right Outcome // Allison // City Breathing // Violet
Genre: Lo-Fi // Dreampop // Shoegaze
Sounds Like: My Bloody Valentine // Beach House // Slowdive

VÖ: 04.09.2015

Einfach in einen Plattenladen reinstolpern und Musik unvermittelt durchs bloße Hören entdecken, ist doch irgendwie noch die schönste Entdeckungsmethode. Oft hat man, bevor man Musik hört, schon etwas über sie gelesen: „XY kling total nach Sonic Youth“, „YZ so, als würden Radiohead und die Talking Heads im Studio von Stephen Malkmus Kinder machen“ – das übliche Musikgeschreibsel halt, das den ersten Höreindruck nie völlig unbefleckt gestaltet, ganz zu schweigen von langerwarteten neuen Alben langjähriger Lieblingsbands. Diese ganzen Kontexte fallen vollkommen weg, wenn man die Musik einfach nur irgendwo aufschnappt, und – ganz altmodisch – am Tresen fragen kann, was diese schönen Klänge denn zu bedeuten haben. So kommt man oft in ein schönes Gespräch über die Musik und hat die erste Erinnerung, die die Musik dann doch zu etwas Persönlichem macht, direkt dabei.

Wenn ich also heute Helens „The Original Faces“ höre, denke ich an den unglaublich guten Tag, den ich im September in London hatte. Ich denke an die Aufgekratztheit in Vorfreude auf mein Lieblingsfestival End Of The Road, wie ich eigentlich für keine Musik außer Sufjan Stevens Platz in meinem Kopf hatte, und dann eben doch in einen Plattenladen gestolpert bin und sich beim Stöbern dieses Album in mein Ohr geschlichen hat, bis ich irgendwann dachte: „Wer zur Hölle klingt da gerade wie die perfekte Mischung aus My Bloody Valentine und Dream Pop à la Beach House?“, und damit gleich das übliche Musikgeschreibsel in meinem Kopf hatte.

„The Original Faces“ ist eine großartige, großartige Platte, dreckige Schönheit, die irgendwie ein bisschen untergegangen ist dieses Jahr. New Wave, Shoegaze, Dreampop, alles, was schön ist, zugleich, keine große Zauberei, einfach nur richtig gute Songs direkt und roh aufgenommen, spitzenmäßige Basslinien wie etwa im Opener „Ryder“. Viel lärmige Schönheit, aber auch schöne Songs gelassenerer Art, wie etwa „City Breathing“. Um nicht zu viel zu schreiben und somit den ersten Hörmoment zu sehr zu besudeln, der für mich so fein war: Viel Spaß mit dieser Platte!

Daniel Waldhuber

Hören


"Violet" anhören
"Motorcycle" anhören

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!