Rezension

Heimatt

The Greatest Story


Highlights: Beneath The Surface // Cynical
Genre: Folkpop
Sounds Like: The Lumineers // Of Monsters And Men

VÖ: 27.10.2017

„The Greatest Story“, das zweite Album von Heimatt, beginnt mit Verwirrung – oder einem Drumcomputer. Das ist wohl eine Frage der Perspektive. Nach nicht einmal 10 Sekunden setzt dann die Akustikgitarre ein und „Beneath The Surface“ entwickelt sich zu einem Folkpoplied, wie man es von den Dänen erwarten würde. Also doch alles beim Alten? Jein. Kollege Herzog schrieb schon bei der Rezension zum Debütalbum vom Grenzgängermotiv in Sänger Magnus Grilstads Background. Dieses manifestiert sich auf „The Greatest Story“ nun auch ganz eindeutig in der Musik.

„The Greatest Story“ hätte einfach ein weiteres gutes Folkpopalbum sein können, die logische Weiterentwicklung der letzten Platte. Aber Heimatt wollen augenscheinlich mehr, als immer nur mit den Kollegen von Of Monsters And Men verglichen zu werden. In jedem Song erkennt man die Grundstrukturen des Folkpop wieder: Sehnsuchtsvolle Stimme, Akustikgitarre und die ein wenig traurigen, aber auch wenig hoffnungsvollen Texte. Aber hier steckt noch mehr drin. Das ist Folkpop Plus: Wo „Beneath The Surface“ mit einem Drumcomputer überrascht, beginnt „Teenage Holiday Crush“ mit einem 80er-Jahre-Keyboard und über die ganze Länge von „Berlin“ sind Dub-Elemente verstreut. Ja, ganz recht. Außerdem wird Grilstads Stimme, die eigentlich wie gemacht ist für Folk, durch allerlei Effektgeräte gejagt. Das klingt erstmal schräg und verwirrt beim ersten Hördurchlauf hauptsächlich. Regelmäßig muss man zurückspulen, um sich zu vergewissern, ob man sich gerade verhört oder wirklich eine Art Freejazzpart gehört hat.

Und jetzt kommt das Verwirrendste an der Geschichte: Irgendwie funktioniert das Ganze. Vielleicht liegt es daran, dass die Einsprengsel in so niedriger Konzentration vorkommen, dass man sie ganz gut ausblenden kann. Als Folkpopsongs funktionieren Lieder wie „Cynical“ oder „Beneath The Surface“ trotz allem gut. Die verfremdeten Elemente führen in gewisser Weise sogar dazu, dass man aufmerksamer zuhört, was bei normalen Folkalben, die vor sich hinplätschern, ja nicht immer der Fall ist. Und trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass „The Greatest Story“ ohne diesen ganzen Schnickschnack besser wäre, eindringlicher und möglicherweise ebenso schön wie der Vorgänger.

Lisa Dücker

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