Rezension

Hauschka

Salon Des Amateurs


Highlights: Radar // Girls // Subconcious // Sunrise
Genre: Experimental // Minimal Music // Zeitgenössische Klassische Musik
Sounds Like: Steve Reich // Phil Glass // John Cage // Nils Frahm // Peter Broderick

VÖ: 29.04.2011

Im Zusammenhang mit der Musik des Düsseldorfers Volker Bertelmann, die er unter dem namen "Hauschka" veröffentlicht, stößt man immer wieder unausweichlich auf den Begriff des „präparierten Klaviers“ – und dies nicht ohne Grund. Um zu verstehen, was ein präpariertes Klavier ist, empfiehlt sich der Besuch eines Live-Auftritts von Hauschka. Dann sieht man, wie Bertelmann zwischen den Songs einzelne Klaviersaiten mit Klebeband überklebt, diverse Gegenstände im Korpus des Instrumentes verteilt, Ketten auf die Saiten legt, Tischtennisbälle durch sein Spiel auf und ab hüpfen lässt und sein Instrument auf diese Weise zum einen seiner ursprünglichen Töne beraubt, zugleich aber eine ganze Welt neuer Klänge eröffnet, die oft einen erstaunlich elektronischen Charakter haben und bei denen der Übergang zwischen tonalem und rein perkussivem Klangcharakter oft fließend zu sein scheint. Auf seinem neuen Album „Salon Des Amateurs“ setzt er diese Technik nun mit einer Versessenheit um, wie man sie zuvor bisher nicht von ihm kannte. Vor allem die Möglichkeiten in Sachen Rhythmusgestaltung, die ihm diese Art des Musizierens bietet, schöpft Hauschka voll und ganz aus.

Die neuen Klangspektren, die ihm das präparierte Klavier bietet, reichen Hauschka aber noch nicht aus, er will mehr und geht somit noch einen Schritt weiter. An der Erweiterung dieser Klangwelten durch den Einsatz weiterer Instrumente versuchte sich Hauschka bereits auf früheren Werken, doch nie bildete sich eine solch geschlossene Einheit, in der der Übergang zwischen Klavierklängen sowie Bläser- und Streichereinwürfen so fließend zu sein scheint wie auf „Salon Des Amateurs“. Vielleicht ist es die Grundlage der vielfältigen Rhythmen, in die alles weitere eingeflochten wird, der Grund, warum dieses Konzept so leicht aufzugehen scheint. Dadurch, dass Hauschka und die zahlreichen in das Projekt involvierten Gastmusiker die Klänge größtenteils auf organische Weise erzeugen, gelingt einem der Zugang zu seinem neuen Album erstaunlich einfach. Seine Musik entfaltet dadurch trotz ihrer Abstraktheit eine unmittelbare Wirkung und ist leichter zu fassen.

Obwohl der Schwerpunkt dieses Albums voller ungewöhnlicher Tanzmusik ganz klar auf den rhythmischen Möglichkeiten des präparierten Klaviers liegt, ist „Salon des Amateurs“ nicht frei von schönen Melodien. In „Girls“ leistet Hilary Hahn durch ihr Spiel auf der Violine einen kleinen Beitrag, in „Subconcious“ ist es eine immer wiederkehrende Klaviermelodie, die das Stück zusammenhält. Mit „Sunrise“ schließlich gelingt Hauschka der spielerische Abgang von diesem ohnehin sehr leichtfüßig tänzelnden Album, das so viele verschiedene Eigenschaften in sich vereint. Es ist durchkonstruiert und hat dennoch einen natürlichen Fluss, ist repetitiv und vielseitig zugleich, es klingt unterkühlt und strahlt doch eine gewisse Wärme aus und ist bei all der vertrackten Rhythmik doch erstaunlich luftig. Wie auch immer Hauschka des gemacht hat, „Salon Des Amateurs“ ist ein wirklich außergewöhnliches und äußerst beeindruckendes Album.

Kilian Braungart

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