Rezension

Grimes

Miss Antropocene


Highlights: So Heavy I Fell Through the Earth // Delete Forever // New Gods
Genre: Pop // Psychedelia // R'n'B
Sounds Like: Billie Eilish // Warpaint // Burial // FKA twigs

VÖ: 21.02.2020

In den letzten Jahren hat sich Grimes zum absoluten Popstar entwickelt. Nach zwei von der Kritik hochbeachteten Alben ("Visions" und "Art Angels") ließ sich Grimes ganze fünf Jahre Zeit, um einen Nachfolger auf den Weg zu bringen. In der Zeit änderte sie ihren bürgerlichen Namen von Claire auf c und wurde einer noch breiteren Öffentlichkeit durch die Beziehung zu Elon Musk bekannt. Grimes bleibt auch in dieser Zeit nicht greif- und kategorisierbar. Ihr neues Album widmet sie nun (als erste Künstlerin in solcher Klarheit) dem Klimawandel.

Und weil Grimes eben Grimes ist, wird die Thematisierung des Klimawandels in den Mantel der Mystik gehüllt. Der Klimawandel selbst bekommt eine Göttin gewidmet. Sie erhält ihren Namen, der gleichzeitig auch den Albumtitel ziert und der sich aus den Begriffen "Misanthropie" und "Anthropozän" – laut Wikipedia jene unsere Zeitepoche, in der der Mensch zu einem der "wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist". Mehr Mythik geht nun wirklich nicht.

Und mit "So Heavy I Fell Through The Earth" geht es gleich düster los. Ein treibender, hypnotischer Burial-Bass, manische Beats und Grimes als mythische Gestalt hindurch wabernd. Die Bühne wäre bereitet. Von hier an mischt Grimes wie selbstverständlich Pop und Avantgarde, Psychedelia, R'n'B. Das ist und bleibt faszinierend und folgt seinen Vorgängern auf dem Fuße. Was hier den Namen Konzeptalbum bekommt, ist so pompös, wie man es sich von der Kanadierin vorgestellt hat. Der Klimawandel wird hier als literarische Dystopie inszeniert, erzählt irgendwo zwischen all den musikalischen und narrativen Imaginierungen von c. Ein dunkler Trip, an dessen Ende man sich mitgenommen fühlt. Egal wohin. Schade nur, dass ausgerechnet das Topos ihres Narrativs der Realität und nicht dieser lebhaften Vorstellungskraft entspringt.

Andreas Peters

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