Rezension

Green Day

21st Century Breakdown


Highlights: 21st Century Breakdown // Viva La Gloria! // Peacemaker // The Static Age
Genre: Punk // Rock // Pop
Sounds Like: The Offspring // Foxboro Hot Tubs // Fall Out Boy // Queen

VÖ: 15.05.2009

Zwar ist es an sich unsinnig, in folgender Beziehung Mitleid mit einem Trio aus Multi-Millionären zu haben, aber: Was die Bestimmung einer einzuschlagenden Richtung für „21st Century Breakdown“ angeht, hatten Green Day auf Grund des recht polarisierenden „American Idiot“ durchaus so etwas wie eine Arschkarte gezogen. Denn die Alternativen konnten mehr oder weniger auf folgende runtergebrochen werden: Entweder erneut komplexe Rockoper-Stücke schreiben und erneut zuhören müssen, wie die Fans der ersten Stunde diesmal noch lauter vom Sellout twittern und sich ein zweites „Dookie“ wünschen. Oder mit simplen Songs „back to the roots“ gehen und sich von nicht wenigen, die der Band erst nach „American Idiot“ Songwriter-Qualitäten attestierten, mit blinden Hühnern auf Körnersuche vergleichen lassen? Oder beide Parteien verprellen, um wieder „ernsthaftere“ Musik à la „Warning“ zu schreiben?

Die Antwort: Man macht irgendwie alles, aber nichts so richtig ausgiebig und wenn man schon einmal dabei ist, sich durch den Grabbeltisch der eigenen Historie zu wühlen, stöbert man auch noch etwas im restlichen großen Kaufhaus der Musik herum. Zugegeben, die jedem Radio-Intendanten ans Bein springende Vorabsingle „Know Your Enemy“ mag – ähnlich wie zu „American Idiot“-Zeiten der Titeltrack als erste Auskopplung – nicht unbedingt auf musikalische Originalität hingedeutet haben, beinhaltet dafür aber genügend „Olé Olè“, um Billie Joe Armstrong auch 2009 mit ibiza-esken Animationseinlagen sein volljähriges Publikum nerven zu lassen.

Doch zum Glück gibt es auf Act I von „21st Century Breakdown“ - jaja, Konzeptalarm: Das Album ist in die Akte „Heroes And Cons“, „Charlatans And Saints“ und „Horseshoes And Handgrenades“ aufgeteilt und natürlich wieder voll amerikakritisch und so - auch Spannenderes zu entdecken. Den Titeltrack etwa, der nach relativ straightem Beginn ohne Vorwarnung nach vorne stürmt und mit einer Queen-Hommage endet, für die Green Day von Wayne & Garth wahrscheinlich ein doppeltes EXCELLENT bekommen hätten. Oder „Viva La Gloria!“, das, ginge der von Piano und Streichern getragene Anfang nicht irgendwann in einen bandtypischen Punkrocksmasher über, auch als legitimer „Good Riddance“-Nachfolger funktioniert hätte.

Am beeindruckendsten an „21st Century Breakdown“ ist vielleicht, dass es, obwohl es sich immerhin aus wackeren 18 Tracks zusammensetzt, an kaum einer Stelle nervt oder langweilt. Klar, man muss schon in einer gewissen Schmalzstimmung sein, um die Quotenballaden „Last Night On Earth“ und „Restless Heart Syndrome“ nicht weiter zu skippen. Aber auch das ist zu verzeihen, wenn man für das Drücken der Forward-Taste mit Hits wie dem osteuropäisch geprägten „Peacemaker“, das sich auch auf „Warning“ gut gemacht hätte, dem New-Wave-Zappler „The Static Age“ oder „21 Guns“ belohnt wird, das, würde es als Single releaset, eigentlich mit einem gut schwenkbaren Feuerzeug als Beilage ausgeliefert werden müsste.

Und a propos Single: Es sagt eine Menge über ein Album aus, wenn mindestens 80% der auf ihm enthaltenen Songs problemlos als solche funktionieren und wahrscheinlich auch chartstechnisch nicht hinter ihren Vorgängern zurückstehen würden. „21st Century Breakdown“ ist zwar kein „Dookie“, kein „American Idiot“ und auch kein „Warning“, aber eines ist es in jeder Sekunde: Green Day. So sind der Erfolg und die Zufriedenstellung der Fans quasi vorprogrammiert, ebenso jedoch eher belächelnde Reaktionen vom Rest der Musikwelt. Die Arschkarte ist ausgespielt - Let The Bashing Begin!

Jan Martens

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