Rezension

Grails

Deep Politics


Highlights: Future Primitive // All The Colours Of The Dark // Almost Grew My Hair
Genre: Postrock
Sounds Like: OM // Earth // Black Sabbath

VÖ: 25.03.2011

Zweieinhalb Jahre ist es her, seit Grails die Welt untergehen ließen. „Doomsdayers Holiday“ war ein Abgesang ohne die große Abrissbirne, dafür mit umso mehr tiefschwarzer Sperrigkeit. Nun geht die Reise weiter – „Deep Politics“ heißt der Nachfolger und setzt auf Neuaufbau – zumindest in dem Maße, wie es für Grails möglich ist. Dass alles so erscheint wie vorher, ist bei dieser Band seit jeher unmöglich. Stellt man Alben und Sammlungen wie „Redlight“ oder „Black Tar Prophecies“ nebeneinander, bemerkt man rasantes Wandeln und Wachsen. Nun also Politik vertonen – und das ohne Worte.

„Deep Politics“ setzt den Kurs von „Doomsdayers Holiday“ konsequent fort, wenngleich die Apokalypse überstanden scheint. Nicht mehr Abriss und Untergang bilden die zentrale Assoziation, sondern so etwas wie geordneter Neuanfang. Passend dazu auch der Einstieg mit „Future Primitive“. Dass Grails eine der wenigen aus der Masse herausragenden Bands im Postrockbereich sind, hat wohl vor allem mit der Auswahl und Breite eingesetzter Instrumente und Melodien zu tun. So sind indisch anmutende Sitarklänge ebenso Standardrepertoire wie ausladende Gitarrenparts („I Led Three Lives“). Auf tiefsten Pianomolltönen entstehen wunderbare Klangkonstruktionen: zum Beispiel im Titeltrack oder „All The Colours Of The Dark“, die beide stark nach uralten Westernsoundtracks klingen. In den 60ern und 70ern bedienen sich Grails gern, „Almost Grew My Hair“ hätte auch auf „Paranoid“ von Black Sabbath einen würdigen Platz gehabt.

Nur in wenigen Momenten schwächelt „Deep Politics“, etwa wenn in „Corridors Of Power“ Flötentöne zu sehr ins Esoterische abgleiten und man sich fragt, wo im Albumpaket eigentlich die Räucherstäbchen versteckt sind. Derlei Ausrutscher seien aber verziehen, angesichts dessen, was „Deep Politics“ sonst so zu bieten hat. Es zeigt wieder einmal, wieso Grails Pflichtbestandteil jeder Postrocksammlung sein sollten.

Klaus Porst

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I Led Three Lives zum Download
www.temporaryresidence.com

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