Rezension
Glasvegas
Later… When The TV Turns To Static
Highlights: Choices // I'd Rather Be Dead (Than Be With You) // If
Genre: Indierock // Shoegaze
Sounds Like: Editors // The Twilight Sad // Frightened Rabbit // The Jesus And Mary Chain
VÖ: 06.09.2013
Trennungen tun weh. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Man ist vielleicht verletzt, enttäuscht oder auch einfach überrascht. Und daraus entwickeln sich dann neben dem Verletztsein andere Gefühle. Wut, Ablehnung oder gar Hass können dabei sein. Mit solchen Dingen kennt sich anscheinend auch James Allan aus, denn auf dem dritten Album von Glasvegas geht es vor allem um Trennungen und was danach mit den Beteiligten passiert. Warum auch nicht? Immerhin ist es ein Thema, mit dem die meisten Leute etwas anfangen können und außerdem passt es hervorragend zu Allans nöliger Stimme und seiner doch etwas weinerlichen Art zu singen. Das kann dann auch schnell mal zu viel des Guten sein. "All I Want Is My Baby2 wird er im gleichnamigen Lied nicht müde zu wiederholen und strapaziert damit die Nerven der Hörer. Ziemlich schade, immerhin sticht dieser Song hervor, weil er im Gegensatz zum Großteil der Platte nicht mit Effekten vollgestopft ist, sondern den Gesang in den Vordergrund stellt.
Ein ganz anderer Aspekt der Trennung wird in der Single „I'd Rather Be Dead (Than Be With You)“ beleuchtet. Herrlich unaufgeregt und nur vom Klavier begleitet, ist es eines der Highlights der Platte. Dass Glasvegas für die Auswahl ihrer Singles ein gutes Händchen haben, beweisen sie dadurch, dass sie auch „If“ ausgekoppelt haben. Ein Lied, das Stadiontauglichkeit beweist: Das Schlagzeug treibt, konsequent wird Spannung aufgebaut und die Gitarrenspielereien geben dem Refrain das besondere Etwas. Am wichtigsten ist aber, dass hier ausnahmsweise mal nicht gejammert wird. Frei nach den Talking Heads heißt es "I'm on the road to somewhere" und man kann sich wirklich vorstellen, dass Glasvegas sich hier aus dem Trennungsblues befreien. Und dass im Video zur Single William Shatner mitspielt, schadet auch nicht. Dann aber kommt das nächste Lied, „Neon Bedroom“, in dem James Allan aus der Sicht eines jungen Mädchens "I'll Be A Woman Soon / If You Teach Me How To" singt und vorbei ist's mit der neuentdeckten Euphorie.
Ja, es gibt auf „Later...When The TV Turns To Static“ ein paar Schätze zu entdecken. Aber dafür muss man sich durch den Rest der Platte wühlen, der vor allem aus Indie-Shoegaze-Einheitsbrei besteht. Bezeichnend ist dabei, dass vor allem die untypischen, weil instrumental reduzierten Lieder hervorstechen – und „I'd Rather Be Dead (Than Be With You)“, das zeigt, zu was Glasvegas fähig sind, wenn sie ihre Stärken richtig ausspielen. Darauf sollten sich die Schotten in Zukunft konzentrieren, denn ansonsten könnte man als Hörer feststellen, dass der kurze Schmerz die Trennung von der Band wert ist – und weiterziehen.
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