Rezension

Ghostpoet

Shedding Skin


Highlights: Be Right Back, Moving House // Shedding Skin // The Pleasure in Pleather
Genre: Post-Rock // Spoken-Word // Soul // Jazz // Funk // Trip-Hop
Sounds Like: Roots Manuva // Mount Kimbie // Jamie XX // Flying Lotus

VÖ: 27.02.2015

Rapper, MC, Spoken-Word-Küstler, Poet. Die Liste der Begriffe, mit denen Obaro Ejimiwe a.k.a. Ghostpoet im Zuge seines Debüts „Peanut Butter Blues & Melancholy Jam“ vor vier Jahren belegt wurde, war lang. Und auch mit Erscheinen des Nachfolgers wurde diese Liste nicht kürzer. Schwer war zu fassen, was der Londoner da anstellt. Dunkle, melancholische Gedanken und Geschichten trafen auf eine außergewöhnlich poetische Wortgewalt. Dazu dieser Londoner Akzent, interpretiert von einer sonorig-brüchigen Stimme eines Mannes, der uns etwas vom Leben erzählt. Darunter breitete sich fast schon nebensächlich elektronisches Knistern aus; hier und da mit einem souligen Anschlag. Das war es im Grunde. Nicht verwunderlich also, dass er immer wieder als Spoken-Word-Artist verstanden wurde oder im schlimmsten Fall in der Rap-Schublade landete.

Seinem Erfolg tat das keinen Abbruch. Sein bei Kritikern beliebtes Debüt war 2011 sogar für den Mercury Prize nominiert. Mit „Shedding Skin“ geht Ejimiwe nun andere Wege. Seine Texte sind immer noch raffiniert und gewitzt, wie schon Songtitel wie „Sorry My Love, It’s You Not Me“ oder die vermeintliche Nirvana/Beatles-Anspielung „Nothing In The Way“ vermuten lassen, ohne jedoch das übliche, gesunde Grundmaß an Melancholie aufzugeben. Das neue Element auf Album Nummer drei ist eine organische Instrumentierung. „Shedding Skin“ ist eine Gitarrenplatte im besten Sinne, garniert mit live eingespielten Soul- und Jazzelementen. Damit entfernt sich Ejimiwe musikalisch und produktionstechnisch meilenweit von seinen Anfängen als Schlafzimmer-Produzent. Die Rechnung geht auf. Nicht zuletzt dank der hervorragenden Unterstützung geschätzter Kollegen. Neben Kollaborationen mit Soul-Sängerin Etta Bond sowie Nadine Shah und Lucy Rose glänzt der Titeltrack dank der Kollaboration mit Melanie De Biasio, die den Song gemeinsam mit Ejimiwe zu einem hypnotischen Meisterwerk wachsen lässt. „Be Right Back, Moving House“ hingegen ist ein überraschend beeindruckendes Duett mit Maximo-Park-Sänger Paul Smith.

„Shedding Skin“ ist erstaunlich logisch und nicht der radikale Bruch, der auf dem Papier vermutet werden kann. Die Kollaborationen fügen sich wunderbar in das organische Gesamtwerk ein. Der neu beschrittene Weg ist eine konsequente Fortsetzung des bisherigen Schaffens, an deren Ende dann doch wieder die Frage steht: Was genau ist das jetzt eigentlich? Irgendwo zwischen Soul, Jazz, Funk, Post-Rock, Blues, Rap und Trip-Hop liegt die Antwort. Im Grunde ist es auch völlig egal, denn wichtig ist nur, dass Ejimiwe auf dieser Platte voll bei sich ist und ihm zu folgen nicht schwer fällt.

Andreas Peters

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Das hypnotische "Shedding Skin"

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