Rezension

Gem Club

In Roses


Highlights: Michael // Hypericum // Braid
Genre: Singer-Songwriter // Ambient
Sounds Like: Perfume Genius // Antony And The Johnsons // Chris Garneau

VÖ: 31.01.2014

Veränderung, Weiterentwicklung oder gar Neuerfindung – Ist es nicht das, was von Künstlern in der Regel gefordert wird, wenn sie sich an ein neues Album wagen? Doch dann gibt es da auch noch diese Bands wie Gem Club aus Massachusetts, von denen man sich einfach nur wünscht, dass sie so weitermachen wie bisher und einem noch mehr der Musik bescheren, an der man sich auch nach gut zwei Jahren noch nicht sattgehört hat.

„Breakers“ hieß es, das Debütalbum von Gem Club, das sich durch seine Eigenständigkeit hervortat, sein eigenes Tempo, sein eigenes Timing, seine eigenen Ausdrucksmittel. Gem Club hatten ein Rezept gefunden, das einfach immer zu funktionieren schien. Nun stellt sich also die Frage: Hat sich daran etwas geändert auf „In Roses“, dem Zweitwerk der Band? Faktisch sind schon so manche Veränderungen auszumachen: Gem Club sind vom Duo zum Trio angewachsen und aufgenommen wurde diesmal nicht in Christopher Barnes' Zuhause, sondern professionell im Tonstudio von John Vanderslice in San Francisco. Und auch was die Instrumentierung angeht, hat „In Roses“ deutlich mehr zu bieten als bisher mit Cello und Klavier.

Wenn man sich dann aber das Album anhört, scheint irgendwie doch alles beim Alten geblieben zu sein. „First Weeks“ beispielsweise wird zum Ende hin groß, aber irgendwie auch nicht. Man hört zwar Bläser und Streicher, doch das ändert nichts an der zerbrechlichen Atmosphäre des Songs. Das Klavier dreht sich weiter im Kreis und hält den Song zusammen. „Hypericum“ zeigt uns wieder einmal, warum das Cello ein solch wunderbares Instrument ist und auch wieder auf „In Roses“ eine besondere Stellung einnimmt. Dieser vertonte Moment des Mutfassens, kurz vor dem Ende des Songs, ist einer der vielen Gründe, warum man immer wieder an diesem Album hängen bleibt. Ebenso „Idea For Strings“, bei dem es nahezu vier Minuten dauert, bis etwas zu passieren scheint. Auf einmal übermannt einen dann die Musik und nimmt einen mit an einen weit entfernten Ort. „Soft Season“ trumpft mit einem dieser raren Momente auf, in denen auch einmal ein wenig Percussion zum Einsatz kommt und zeigt wieder einmal, mit welch einfachen Mitteln Gem Club eine immense Wirkung beim Hörer erreichen.

Dass die Band den Schritt von Barnes' Schlafzimmer ins Tonstudio gemacht hat, ist zwar nachvollziehbar, wäre aber keineswegs nötig gewesen. Gem Clubs Musik lebt nicht von möglichst vielen Effekten und Abwechslungsreichtum, sondern von der Zurückhaltung und der Sorgfalt, mit der diese zerbrechlichen Melodien präsentiert werden. Es sind nicht so sehr die musikalischen Mittel, sondern vor allem die Einstellung hinter dieser Art des Musizierens, die Gem Clubs Musik so besonders machen. Sicherlich ist ein Album wie „In Roses“ nicht etwas für jeden, und selbst wenn man mit Gem Club etwas anfangen kann, muss man in der richtigen Stimmung dafür sein. Leider stellt man fest, dass man sie sich viel zu selten nimmt, die Zeit, um zur Ruhe zu kommen und empfänglich zu werden für diese feinsinnigen Songs. Es ist nicht oft der Fall, dass man sich Veränderung so wenig wünscht wie bei Gem Club. „In Roses“ hat etwas Neues zu bieten, aber bleibt dem Sound der Band im Kern treu – genau das dürften sich alle Gem-Club-Fans gewünscht haben.

Kilian Braungart

Sehen


Live-Video zu "Soft Season"

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!