Rezension

Ganglians

Still Living


Highlights: Jungle // That’s What I Want // California Cousins
Genre: Indie // Pop // Psychedelic
Sounds Like: Animal Collective // Fleet Foxes // Woods

VÖ: 19.08.2011

Nach dem Debut und Achtungserfolg „Monster Head Room“ von 2009 war es zwischenzeitlich relativ ruhig um Ganglians geworden. Mit neuem Label und Produzenten im Rücken ist die Band aus Sacramento jetzt zurück und „Still Living“, wie uns der Titel von Album Nummer zwei versichert. Alles neu also im Hause Ganglians? Nicht ganz, aber dennoch gibt es signifikante Unterschiede zu den früheren Veröffentlichungen.

Waren bei „Monster Head Room“ die allgegenwärtigen Beach-Boys-Vergleiche noch nachvollziehbar, klingen Ganglians 2011 deutlich moderner und weniger von den 60s beeinflusst. Mehr als zuvor fühlt man sich an den Neo-Psych von Animal Collective erinnert. Die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel ist „California Cousins“. Der Song stammt noch aus „Monster Head Room“-Zeiten und das hört man ihm auch an. Mit eindeutigem Brian-Wilson-Vibe und entspannter Zurückhaltung ist er einer der stärksten Songs auf „Still Living“.

Wie Ryan Grubbs, Sänger und Kopf der Band, kürzlich in unserem Interview erzählte, ist das Verbinden vieler unterschiedlicher Ideen innerhalb einzelner Songs ein bewusster Ansatz. Manchmal wirkt das aber etwas konfus und mehr Fokussierung wäre im Endeffekt besser gewesen. „Sleep“ und „Bradley“ beispielsweise sind schlicht und einfach belanglos und schnell wieder vergessen. Es sind die direkteren und reduzierten Stücke, die am meisten durchscheinen. Die erste Single „Jungle“ etwa überzeugt mit surfigen Gitarren und einem Chorus, der ebenso simpel wie catchy ist. Wirkliche Highlights wie das fantastische „Valient Brave” vom Vorgänger sucht man auf „Still Living“ aber vergeblich.

Produziert hat Dirty-Projectors-Kollaborateur Robby Moncrieff. Der Sound ist relativ kalt, beinahe klinisch. Mit viel Echo und Hall, sowie verstärkten Synth- und Keyboardpassagen ist man bei Songs wie „The Toad“ und „Sleep“ mehr an die 80er erinnert als an die 60er. Was bei Dirty Projectors gepasst haben mag, wirkt bei den sommerlichen Melodien der Ganglians kontraproduktiv. Auf „Monster Head Room“ hat das LoFi-Gewand in Verbindung mit den meist etwas schiefen Gesangsharmonien dem Ganzen einen kantigen Charme gegeben, welcher nun größtenteils verloren gegangen ist.

Dennoch, auch wenn die raue und warme Eingängigkeit des Vorgängers streckenweise fehlt, bleibt „Still Living“ eine solide Spätsommer-Platte. Der erhoffte Schritt nach vorne ist es aber leider nicht geworden.

Christoph Diepes

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