Rezension

Ganglians

Monster Head Room


Highlights: Voodoo // Valient Brave // 100 Years // Try To Understand
Genre: 60s-Pop // -Rock // Psychedelic
Sounds Like: The Doors // Beach Boys // Fleet Foxes // Le Loup // Iggy Pop // Animal Collective

VÖ: 28.05.2010

So können sich erste Eindrücke unterscheiden: Der Rezensent ist gerade beim ersten Hördurchlauf von "Monster Head Room", dem neuen Album der Ganglians, und soweit relativ angetan von dem, was die Gehörgänge aufnehmen. In diesem Moment kommt ein Telefonanruf rein, der Rezensent nimmt den Hörer ab – und lässt die Ganglians im Hintergrund weiterlaufen. 5 Minuten später: "Kannst du mal das Gequäke im Hintergrund leiser machen? Das ist ja schrecklich!" Dazu muss erwähnt werden, dass die Ganglians rein genremäßig durchaus zum Musikgeschmack der anrufenden Person hätten passen können. Tatsächlich gibt es auf "Monster Head Room" diverse Momente, die das Nervenkostüm des Hörers einem starken Belastungstest unterziehen. Insbesondere dann, wenn die Vocals als Musikinstrumente benutzt werden und ihre aaaaahs und uuuuuhs in den schiefsten Tonlagen darbieten.

Der Psychedelic Rock der 60er Jahre hat es der Band offensichtlich angetan. "Valient Brave" beispielsweise lässt in den ersten eineinhalb Minuten zunächst langsam eine bedrohlich wirkende Gewitterfront aufziehen, die sich dann in einem nicht nur metaphorischen Donnerschlag entlädt und fortan entfesselt im Iggy-Pop-Style weiterzieht. Eine solche Entwicklung hätten das Intro "Something Should Be Said" und das darauf folgende "Voodoo", die mit schönen Vocal Harmonies und entspanntem 60s-Pop zwischen Beach Boys, Fleet Foxes und Vampire Weekend überzeugen können, gar nicht erahnen lassen. Auch "Lost Words" hält noch wenig Psychedelia bereit, sondern ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein gelungener, harmonischer Indiepopsong. Die dominierenden Hall-Effekte scheinen die einzige Konstante zu sein, die sich durch das gesamte Album zieht.

Die Düsternis hingegen nimmt erst mit zuvor erwähntem "Valient Brave" Überhand. "The Void" – zu Deutsch "die Leere" – übertreibt es mit seinem schrillen, wehklagenden Stimmengewirr aus dem endlosen Raum (oder der Hölle, je nach Sichtweise) aber etwas. "100 Years" besinnt sich dann wieder auf die Doors zurück und zeigt rauhen Psychedelic Rock. Danach ist der Sturm vorbeigezogen, und die ersten Sonnenstrahlen lassen den gefallenen Regen in friedlicher Atmosphäre zu Wasserdampf aufsteigen ("Crying Smoke") – im Übrigen exakt zur selben Melodie wie in Modest Mouse's "The World At Large". "Try To Understand" – ein Popsong mit latenter Weirdo-Attitüde – beschließt das Album und packt in letzter Sekunde nochmal einen Donnerschlag aus. Der Titel des Songs lässt dabei vermuten, man müsse den Kosmos der Ganglians tatsächlich erst einmal verstehen. Eine selbst geschaffene Insel sozusagen, auf der zwischen Vogelgezwitscher und Inferno alles möglich ist. Natürlich gibt es dort Ecken und Kanten (und zudem noch zwei eher postpunkige Bonustracks, die ein bisschen vom Rest des Albums abweichen). Trotzdem kann jeder seine persönliche Lieblingsstelle finden.

Johannes Neuhauser

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