Rezension

Friends Of Gas

Kein Wetter


Highlights: Waldbrand // Stechpalmenwald // Im Bad
Genre: Noise // Post-Punk
Sounds Like: Sonic Youth // Surrogat // Gewalt

VÖ: 05.06.2020

„Ein künstlicher Himmel! Ein Waldbrand! Ein Waldbrand breitet sich aus“ skandiert Nina Walser vom Start weg mit gewohnt heiserer Stimme. Da wird die Luft direkt spürbar dünn, keine Chance, erst mal in die Platte reinzukommen. Dann eben Augen zu, Ohren auf und durch.

Was direkt auffällt bei dem zweiten Album der Friends Of Gas ist der Quantensprung in Sachen Produktion: Nichts gegen Max Rieger und seinen Ansatz beim Debüt (Er hatte die Musik live einspielen lassen), aber im Studio von Olaf O.P.A.L. hat der Sound der Münchner Band noch einmal ordentlich Wumms und Tiefenschärfe gewonnen. Vor allen Dingen das sich toll ergänzende Gitarrenspiel von Veronica Burnuthian und Thomas Westner profitiert hiervon enorm. Friends Of Dissonanz und/oder von kristallklaren Saitenklängen werden hier begeistert in die Hände klatschen.

Ihrem Mix aus Post-Punk und Noise ist man auf „Kein Wetter“ weitestgehend treu geblieben. Die Songs wirken aber insgesamt griffiger und strukturierter. Next-Level-Songwriting könnte man auch dazu sagen. Allgemein ist das Album ein Musterbeispiel dafür, wie sehr sich eine Band innerhalb von wenigen Jahren weiterentwickeln kann. Und dass die Friends Of Gas überhaupt keine Lust darauf haben, im jetzigen Status zu verweilen, deuten bereits die beiden überlangen Abschlusssongs an.

„Im Bad“ ist für Bandverhältnisse fast schon eine Ballade, die zum Ende hin in einer wahren Feedbackorgie mündet. Walsers kurze Statement-Vocals kommen hier besonders gut zur Geltung und wirken auch nicht so erdrückend, wie es ab und an inmitten von Noisewänden der Fall ist. Das über zehnminütige „Selber Keine“ ist dann eher eine wilde Kakophonie, in der fleißig mit so ziemlich allem experimentiert wird, was unter Strom steht. Es schlummert noch einiges an Potenzial in den Friends Of Gas und einen überzeugenden Vorgeschmack darauf bietet „Kein Wetter“ ohne Frage.

Benjamin Köhler

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