Rezension

Fotos

Nach dem Goldrausch


Highlights: Nach dem Goldrausch // Serenade
Genre: Indiepop
Sounds Like: Die Sterne // Tele

VÖ: 28.03.2008

Mit deutschen Texten ist das ja leider immer so eine Sache. Nicht, dass sie generell schlechter wären als solche in der englischen oder französischen Sprache, nein, es erschließt sich meist nur schneller, wenn Blödsinn oder Plattitüden produziert wurden. Wenn man also weder Tocotronic noch die Goldenen Zitronen heißt und sich am besten ein Lichtjahr von Juli und Konsorten distanzieren möchte, wandelt man auf schmalem Grad. Die Fotos immerhin haben sich mit ihrem Debütalbum vor zwei Jahren die in hiesigen Gefilden wenig besetzte Rückbank New Wave/Britrock unter den Nagel gerissen, wobei „Brit-“ in diesem Fall natürlich ad absurdum geführt wird. Der mehr oder weniger findige Musikjournalist stellte gar Vergleiche zu Bloc Party auf. Mit deren in letzter Zeit sehr in Richtung Eurotrash abgleitender Hektik will der Fotos-Zweitling „Nach dem Goldrausch“ mal so gar nichts mehr zu tun haben.

Man lässt es ruhig angehen. Die überfüllte Disco ist uninteressant geworden, in stylischen bis plüschigen Bars hängt es sich viel besser ab. Der Opener „Nach dem Goldrausch“ ist ernst und will ernst genommen werden, weit weg von Niedlichkeiten à la Anajo. Textzeilen wie „Ich gehe aus, ich gehe ein“ oder „Ich bin ein Thomas und kein Thomas Mann“ geben ein eindeutiges Statement: Bloß weg von den Teenies, bloß weg von Deutschpop. Man möchte lieber mit den Sternen kuscheln. Auch „Explosion“ positioniert sich als überdimensionaler Wegweiser in diese Richtung. Ja, wir sind alternativ, ja, wir sind gesellschaftskritisch. „Serenade“ ist wohl der große Wurf, Beziehungsfrust kraftvoll verpackt, wobei „kraftvoll“ im Kontext zum restlichen Album gesehen werden muss. Du und ich im Seifenoperreigen. Wir kämpfen kindisch und verstimmte Geigen spielen keine Serenaden mehr. Doch, das geht definitiv sehr in Ordnung.

Über eine so bemühte, junge Band, die ziemlich alleine gegen den schlechten Geschmack kämpft, mag man auch kaum Böses schreiben. Doch, „Nach dem Goldrausch“ ist streckenweise ziemlich öde („Ein Versprechen“). Es klingt teilweise ziemlich nach den ausländischen Vorbildern. Es treibt manchmal doch ins seichte Gewässer. Aber wir sind noch jung und die Fotos sind es auch. Ich will nichts versprechen. Bin nur ein Beginner. Genau wie du. Ein Freak und ein Spinner. Recht so.

Lisa Krichel

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