Rezension

Fontaines D.C.

A Hero's Death


Highlights: A Hero’s Death // Televised Mind // Oh Such A Spring // Sunny // You Said
Genre: Post-Punk // Brit-Pop
Sounds Like: The Murder Capital // Blur // Interpol // Sonic Youth

VÖ: 31.07.2020

Erst letztes Jahr hauten Fontaines D.C. mit ihrem Debüt „Dogrel“ ordentlich einen raus. Eine Platte voller Hits für den Festivalsommer 2019 und die Tanzflächen der Indie-Clubs mit einem Sound zwischen Post-Punk und Indie-Rock der 00er-Jahre. Auch unsere Herzen eroberten sie im Sturm und "Dogrel" wurde zum Album des Jahres gewählt. An dieser Stelle wurde beim Besprechen des Erstlings neben dem ganzen Lob nur eine einzige kritische Frage aufgeworfen: Wie verhält es sich mit der Halbwertszeit der Band, wenn die anfängliche Unbeschwertheit nachlässt? Ein gutes Jahr später folgt nun bereits die Antwort mit „A Hero’s Death“. Unbeschwert klingt das nicht mehr, dafür erwachsener. Doch auch das klingt verdammt gut.

Direkt der Einstieg mit „I Don’t Belong“ macht klar, dass hier ein anderer Stil verfolgt wird. Weniger jung und wild, dadurch artikulierter und mit mehr Tiefe. Der Auftakt ist gelungen und leitet in die abwechslungsreiche Platte ein. Mal ruhiger, mal rockiger, mal sphärischer Post-Punk und mal bodenständiger Brit-Pop und dabei immer auf einem hohem bis sehr hohem Niveau. Lyrisch ziehen sich wie auf „Dogrel“ auch hier repetitive Elemente durch die Platte und Textzeilen wie „Life Ain’t Always Empty“ oder „I Don’t Belong To Anyone“ werden mit Nachdruck sehr oft wiederholt. Langweilig wird es trotzdem nicht.

Durch die rockigeren Titel, wie zum Beispiel die starken „Televised Mind“ und insbesondere „A Hero’s Death“, gibt es auch hier richtige Ohrwurm-Hits, ansonsten grenzt sich der Stil jedoch klar davon ab, einen schnellen Hit nach dem anderen rauszuhauen. Das Tempo wird reduziert und Indie-Rock spielt hier keine große Rolle mehr. Fontaines D.C. beweisen, dass sie auch die ruhigeren Töne beherrschen. Besonders “Sunny” und “Oh Such A Spring” sind hier hervorzuheben, die sogar – wer hätte das nach dem Debüt gedacht – als verträumt durchgehen können.

Hat man auf „Dogrel“ noch oft an The Clash denken müssen, kommen nun eher Assoziationen an Blur (besonders die ruhigeren Stücke) oder Interpol (“You Said”!). Zwar ist das alles nicht so fokussiert wie im Erstling und manchmal fehlt etwas der rote Faden, aber mit „A Hero’s Death“ zeigen die Jungs, dass sie keine Eintagsfliegen sind. Die Balladen werden auch dazu führen, dass man auf den wuchtigen Konzerten der Band auch zwischendurch einmal kurz durchatmen kann. Waren Fontaines D.C. noch 2019 die Indie-Rock-Newcomer des Jahres, die man gerne tanzend vor einer verstaubten Festivalbühne tagsüber sehen wollte, spielen sie nächstes Mal wohl völlig zurecht zu später Stunde mit Lichtshow und Nebel. Jetzt fehlen nur noch die Festivals.

Marian Krüger

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Fontaines D.C. - A Hero's Death (Official Music Video)
Fontaines D.C. - I Don't Belong (Official video)

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