Rezension

Foals

Holy Fire


Highlights: Inhaler // Bad Habit // Providence
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: The Vaccines // Biffy Clyro // Frightened Rabbit // The Rapture // Bloc Party

VÖ: 08.02.2013

Verschachtelte Songstrukturen, aus den Gitarren fast nur Singlenotes, stellenweise fast schon Math-Rock – das waren Foals früher, zu Zeiten ihres Debüts "Antidotes". Und zwar auf eine Art und Weise, dass es manchmal sogar ein klein wenig arrogant wirkte, so nach dem Motto: "wir studieren alle und kommen aus Oxford, wir wissen schon, was wir da machen". Die Zeiten sind längst vorbei und sein Studium abgeschlossen hat nur Gitarrist Jimmy Smith, die restlichen Bandmitglieder entschieden sich für eine Karriere als Full-Time-Musiker. Mit den Jahren kommt Reife, die man schon auf dem letzten Longplayer "Total Life Forever" ausmachen konnte. Das Gitarrenspiel vielseitiger, die Lyrics auch nicht mehr so prätentiös-kryptisch – aber die positive Nervosität des Erstlings war leider ebenfalls weg. Trotzdem fuhr das Quintett neben Chartsplatzierungen in mehreren Ländern nun sogar Awardnominierungen ein, weswegen man eigentlich vor dem Hören des neuesten Albums "Holy Fire" schon erahnen kann, in welche Richtung sich das Werk orientieren wird.

Denn so sehr sich mancher das wünschen würde, so verspielt wie auf "Antidotes" wird man die Foals mit Sicherheit nicht mehr erleben. Freunde des glühwürmchenschwarmartigen Gitarrenspiels werden allerdings zumindest nicht vollständig im Regen stehen gelassen, sondern bekommen ihre Dosis musikalisches Ambrosia nun in homöopathischeren Dosen verabreicht. Mehrere Songs haben noch entsprechende Passagen im Programm, aber eben nicht als Dauerzustand. Dafür gibt es insbesondere in der ersten Albumhälfte nun sogar Grunge-Riffs ("Prelude") und krachende 70s-Gitarren, wie sie zuletzt Wolfmother im Repertoire hatten ("Inhaler"). Auch die Drums sind druckvoll gespielt und peitschen die Songs nach vorne. Danach geht es allerdings bedeutend poppiger zu Werke. Das beschwingte "My Number" hätte die Foals – wenn sie nicht schon lange bei Transgressive bzw. Warner unter Vertrag stünden – theoretisch auch mal wieder auf einen Kitsuné-Sampler bringen können, und das grandiose "Bad Habit" hat in großen Lettern Frightened Rabbit draufstehen.

Gegen Mitte des Albums stellt sich jedoch leichte Langeweile ein. "Late Night" und "Out Of The Woods" sind fast schon ein Fall fürs Formatradio und lassen Ideen sowie Abwechslungsreichtum weitgehend vermissen. Dass mit "Providence", der das Ende des Longplayers einläutet, einer der härteren Songs erneut zu den Highlights gehört, gibt zu denken. Vielleicht sollten Foals zukünftig noch mehr aufs Gaspedal treten und ordentlich die Effektgeräte malträtieren? Interessant anzuhören wäre das Ergebnis mit Sicherheit. Denn die poppigen Foals haben es mittlerweile schwer, wirklich eigenständig zu klingen, auch wenn sie prinzipiell immer noch ansprechende Songs auf Lager haben. Die fünf Fohlen sollten sich also nicht darauf beschränken, ihren gegenwärtigen Erfolg abzugrasen – sondern auch weitergaloppieren, wenn die Zeit es irgendwann erfordert.

Johannes Neuhauser

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