Rezension

Flut

Global


Highlights: Schlechte Manieren // Alles // Regen
Genre: Synthpop
Sounds Like: Falco // Kreisky // Drangsal

VÖ: 05.10.2018

Wenn im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren irgendwer Popmusik dominiert hat, dann ja wohl die Österreicher. Allein Bilderbuch und Wanda haben so viele Hits rausgehauen, dass wohl zurecht von einem echten Austro-Pop-Revival die Rede sein konnte. Sogar die etwas verschrobeneren Zeitgenossen wurden mit Acts wie Voodoo Jürgens oder Der Nino Aus Wien bestens bedient. Und für Fans der 80er treten jetzt Flut an, um die Popbühne in neonfarbenes Licht zu hüllen und den musikalischen Zeitgeist eines Jahrzehnts wiederzubeleben, welches die Bandmitglieder nicht mal selbst erlebt haben.

Aber das ist auch irgendwie egal, wenn die Faszination für die 80er dermaßen stark ausgeprägt ist wie beim Quintett aus Linz. Schon früh haben die Jungs von Flut mit alten VHS-Rekordern in einem abgelegenen Haus analoge Filme gedreht und sich dadurch der Ästhetik der Epoche verschrieben – erst visuell und dann immer mehr auch musikalisch. Bereits im vergangenen Jahr machte die inzwischen in Wien ansässige Band mit ihrer EP „Nachtschicht“ auf sich aufmerksam. „Linz Bei Nacht“ oder „Sterne“ liefen auf den einschlägigen Radiosendern in Heavy Rotation und schnell stand die Frage im Raum: Das nächste große Popding aus Österreich?

Das Debüt-Album „Global“ kann diese Frage vorläufig mit einem „Jein“ beantworten. Unbestritten ist erst mal, dass Flut ihre Hausaufgaben gemacht haben. Den Sound der 80er fast 30 Jahre später so authentisch wiederzugeben, muss man erstmal hinbekommen. Synthies, cleane E-Gitarre, Voice Vokoder, sterile Drums, der Kajal tropft von den Wänden... Herrlich! Auch den damaligen Größen, national (Falco - „Eiszeit“) wie international (The Cure - „Schlechte Manieren“) wird angemessen Tribut gezollt. In den besten Momenten kommen dabei dann solche buchstäblich arschcoolen Nummern wie „Agent 08“, „Alles“ oder die hervorragende Ballade „Regen“ heraus.

So ein klein wenig geht „Global“ allerdings das Händchen für die ganz eindrücklichen Melodien ab, welche auf der EP noch zielsicher jeden Song ins Ziel geführt hat. Manchmal driftet man etwas zu sehr in den Kitsch ab („Kein Land“) oder langt ganz daneben, wie bei dem völlig deplatziert wirkenden „Cocktailbar“. Welches Potenzial in der Band aus Oberösterreich schlummert, macht „Global“ aber nichtsdestotrotz mehr als deutlich. Und vielleicht gar nicht so schlecht, wenn es mit Flut nicht gleich von 0 auf 100 geht.

Benjamin Köhler

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