Rezension

Fettes Brot

Teenager Vom Mars


Highlights: Ganz Schön Low
Genre: Hip-Hop
Sounds Like: Deichkind // Die Fantastischen Vier // Massive Töne

VÖ: 04.09.2015

Fettes Brot sind mit „Teenager vom Mars“ zurück und versuchen Gesellschaftskritik mit Partykrachern zu verehelichen. Dabei scheitern sie grandios und beweisen, dass es nicht einfach ist, zwischen Party und Gesellschaftskritik zu altern.

"Du weißt es aus dem Internet, von ‚Bild‘ und Verwandten: Schuld an der Misere sind Asylanten. Du bist ja kein Ausländerfeind oder so, schließlich hast du ja auch eine Putzfrau aus Polen" heißt es da in „Ganz Schön Low“ und wenn man das so liest, denkt man: Ja verdammt, das macht Lust auf mehr! Und tatsächlich ist „Ganz Schön Low“ (texlich) eine löbliche Ausnahme auf „Teenager Vom Mars“. Doch wie die gesamte Platte krankt es hier an der Produktion. Beim Versuch, Party und Politik zusammenzuführen, rücken Rap und Gesang in den Hintergrund, während Beats und Synthies die Oberhand übernehmen. Das hat man beispielsweise auf „An Tagen Wie Diesen“ wesentlich besser hingekriegt. „Mein Haus“ will sich irgendwo zwischen Daft Punk und Deichkind bewegen und verkommt zu einem egalen bis nervigen Soundeinheitsbrei. Für „Meine Stimme“ holen sich die drei Hamburger zwei der interessantesten Stimmen der deutschen Rap- und Pop-Szene ins Boot. Doch auch Fatoni und Felix Brummer (Kraftklub) kriegen hier nicht die Kurve. Das liegt zum einen an der Produktion, zum anderen am Text. Über seine eigene Stimme hat sogar Savas schon bessere Lines ausgespuckt. Und so dümpelt die Platte hin in Richtung „Das Letzte Lied Auf Der Party“, das gemeinsam mit dem Eröffnungstrack „Teenager Vom Mars“ die Partyklammer bilden soll. Naja. Ähm. Jein.

„Teenager Vom Mars“ scheint den Kampf des Älterwerdens zu dokumentieren. Als Band, die für witzige und augenzwinkendernde Stimmungshits bekannt wurde, ist die Herausforderung des Älterwerdens eine noch größere. Man kann sich den ernsten Themen widmen oder einfach so weitermachen. Der Versuch, beides zu einer Überpop-Platte zu vermengen, ist sicherlich die schwierigere Aufgabe. Und an der sind Fettes Brot gescheitert.

Andreas Peters

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