Rezension

Felix Kubin

TXRF


Highlights: -
Genre: Experimentalelektro
Sounds Like: Störgeräusche von Elektroanlagen // Physikunterricht

VÖ: 10.02.2012

Etliche Studien im Bereich Musikwissenschaft widmen sich mittlerweile der Fragestellung, was das Hörempfinden von Menschen eigentlich ausmacht. Einerseits wird so versucht zu erklären, warum und vor allem welche eingängigen Muster so funktionieren, um den garantierten massenkonformen Hit zu schaffen. Andererseits stellt sich die Frage, warum es Menschen gibt, die Dinge aushalten, die bei Menschen mit „normalem“ Hörempfinden nur Schmerzen auslösen. Diese absolute Minderheit der Menschen ist es auch, die im Ansatz Zielgruppe für die Experimente von Felix Kubin sein könnte. Sein neuestes Werk TXRF ist so weit abseits von „Musik“ im bekannten Sinne, dass es eigentlich schon eine eigene wissenschaftliche Entdeckungsreise ist.

Grundstock von „TXRF“ ist nämlich die reine Physik. Aus der Erkundung von Röntgenstrahlen mittels Synthesizern und Sequenzern setzen sich zehn Klangwerke zusammen, die haarscharf auf der Grenze zwischen noch hörbaren Sounds und reinen Lärmausschlägen schwanken. „Total No.2“ zum Beispiel pendelt um einen schnellen, tiefen Beat herum, der sogar Qualitäten hätte, als Unterlegung für Clubsounds zu taugen – wäre da nicht ein eingestreutes hohes Fiepen, das genau solche Überlegungen zunichte macht. „Reflection No. 5“ kann als schnelles Minimalstück verstanden werden – in ziemlicher Geschwindigkeit werden hier hohe Töne aus dem Sequenzer erzeugt und mit einer Art Bass unterlegt.

Wer sich früher schon an Wellenexperimenten in der Schule erfreuen konnte und sich gefragt hat, welche Möglichkeiten die Über- oder Nebeneinanderlegung dieser akustisch bietet, dem wird TXRF eine interessante Spielwiese bieten. Der überwiegenden Mehrzahl allerdings – die, deren hörbarer Musikbereich sich im Normalspektrum bewegt – wird schon nach wenigen Takten entnervt wegschalten, wenn etwa ein Geräuschgewitter wie „Reflection No. 7“ auf sie einprasselt.

Klaus Porst

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