Rezension

Faun Fables

Born Of The Sun


Highlights: Goodbye // Outing In The Country // Madmen & Dogs
Genre: Psychedelic Folk // Weltmusik // Freak Folk
Sounds Like: Devendra Banhart // Roky Erickson // Fairport Convention

VÖ: 22.07.2016

„Obskur“ ist sicherlich ein Wort, das Faun Fables recht akkurat beschreibt: Die 1997 gegründete Musik-/Performance-Gruppe aus Oakland, Kalifornien, war einst das Soloprojekt von Frontfrau Dawn McCarthy, ist aber mittlerweile mit deren Partner Nils Frykdahl (von den nicht weniger obskuren Experimental-Rockern Sleepytime Gorilla Museum) längst zum Duo angewachsen. Als „art-witch songtellers“ (Eigenbezeichnung) schrieben die beiden in den letzten Jahren unter anderem ein Musiktheaterstück über die New Yorker U-Bahn namens "The Transit Rider", das auch als Konzeptalbum veröffentlicht wurde. In dieser Reihenfolge.

Dass sich McCarthy und Frykdahl in erster Linie als Theaterschaffende und erst dann als Musiker_innen verstehen, ist auch ihrem neuesten Album deutlich anzumerken, das stellenweise wirkt, als inszeniere jemand eine Kurt-Weill-Oper mit behelfsmäßigen Mitteln in einer alten Scheune und unter Zuhilfenahme psychedelischer Naturdrogen und panflötenspielender Straßenmusiker. Wer einen gewissen Hang zur Dramatik nicht ohne Lachkrampf erträgt, hört am besten prophylaktisch weg. Wer sich vom esoterischen Albumtitel und dem etwas Enya-mäßigen Coverartwork nicht hat abschrecken lassen und auch das Introgeflöte in „Holding The Sky“ sowie die verhallte Lo-Fi-New-Age-Nummer (welch ein Konstrukt) heil überstanden hat, der wird dafür anschließend von einem ersten Highlight in Form von „Goodbye“ für den Wagemut entlohnt: Die psychedelische Ballade schleppt sich im Schneckentempo voran, sammelt auf dem Weg allerlei kuriose Klangerzeuger von den allgegenwärtigen Flöten bis zu einer verzerrten Mundharmonika ein und bringt zwischendurch auch noch schummrige Geisterstadt-Atmosphäre wie aus einem alten Western unter – Ohrwurmqualitäten inklusive. Im anschließenden „Ta Nasza Mlodosz“ ist dagegen Zurückhaltung Programm: Über weite Teile nur unterstützt von einer gezupften Akustikgitarre erschafft McCarthys ausdrucksstarke und wandelbare Stimme hier im Wechselgesang mit Frykdahls sprödem Bariton eine zugleich verhuscht-pastorale und seltsam klaustrophobische Stimmung.

Klingt kompliziert? Stellenweise scheint es tatsächlich leichter, dem mit Weltmusik vielfältiger Couleur infizierten Psycho-Folk des Duos mit szenischen Darstellungen beizukommen, etwa wenn es darum geht, das theatrale Feeling von „Outing In The Country“ in passende Worte zu fassen: Als sprenge Tom Waits mit der Whiskeyflasche in der Hand eine gediegene viktorianische Teeparty, bevor ihn die Hauskapelle wieder vor die Tür setzt. Welche Rollen ein Slap-Bass und ein wildgewordener Flötist in diesem Szenario spielen, wird hier ganz bewusst der Fantasie überlassen. Der anarchische „Wild Kids Rant“ dagegen klingt, als nehme das Duo einen Kindergarten komplett auseinander – auch dank der tatsächlich im Hintergrund mitnölenden Kleinkinder. In Songs wie diesem lassen Faun Fables einen Hang zu einer familiären Heimeligkeit erkennen, die etwas gewöhnungsbedürftig ist und die sich auch in „O My Stars“ äußert – hier allerdings in eher leisen, erneut eher pastoralen Klängen. Das in Folk-Musik oft beschworene bukolische Idyll, das doch eigentlich eine ziemliche Mogelpackung ist, muss man daher zumindest am Rande mögen, um Faun Fables etwas abgewinnen zu können. Auf der Haben-Seite bietet „Born Of The Sun“ dafür einige Kleinode auf, die in ihrer Versponnenheit einen ganz eigenen Reiz entfalten.

David Albus

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