„They made the sunrise for people like us / So we have an excuse as to why we're still up“ singen Family Of The Year in “Stairs”, ihrer Hymne über feiernd durchgemachte Nächte, mit der sie sich und ihr lang erwartetes Album “Loma Vista” vorstellen. Das Schöne ist, dass eigentlich das ganze Album der Band aus Kalifornien wie ein einziger wunderschöner Sonnenaufgang klingt.

Frech, aber clever und vor allem unglaublich mitreißend ist der Folk-Pop von Family Of The Year, der wahrscheinlich deshalb so gut funktioniert, weil hier nicht groß nachgedacht wird, sondern einfach allen Ideen freier Lauf gelassen wird, so dämlich sie im ersten Moment auch wirken mögen. Auch die Referenzen, die einem beim Hören von „Loma Vista“ in den Sinn kommen, sind wahrlich nicht die schlechtesten: „Diversity“ erinnert mit seinen sommerlichen Keyboardklängen an den Retro-Pop von Free Energy und „Living On Love“ hat mit seiner flinken Keyboardbegleitung etwas von Vampire Weekend – und dann ist da natürlich die durchgehende Präsenz von The Mamas And The Papas, Fleetwood Mac und The Byrds in diesen jubilierenden Songs, die selbst in nachdenklicheren Stücken wie „Hey Ma“ oder „In The End“ eine positive Grundhaltung bewahren. Egal, was das Leben so mit sich bringt, Family Of The Year machen das Beste draus.

Immer wieder muss man bei „Loma Vista“, diesem ideenreichen und vielseitigen Album, an J. Tilmans Wandel vom introvertierten Singer-Songwriter zum hippiesken Entertainer als Father John Misty denken, der mit seiner lockeren Herangehensweise an die Musik seine wohl besten Songs geschrieben hat. Auch bei Family Of The Year ist es dieser unbedarfte Umgang mit der Musik, der „Loma Vista“ so gut macht. Das Ganze hätte freilich auch gehörig in die Hose gehen können, aber die Rechnung von Family Of The Year geht auf. Würde die Band nicht voll und ganz hinter dem stehen, was sie da macht, würde das Album wohl längst nicht so viel Spaß machen. Wie die Schönheit des Sonnenaufgangs das lange Aufbleiben rechtfertigt, so erteilen uns Family Of The Year mit ihrem Album die Erlaubnis, auch einfach mal ein bisschen faul zu sein und den Spaß im Leben nicht zu kurz kommen zu lassen. Mit „Loma Vista“ als Soundtrack für den Spätsommer fühlt sich das nämlich einfach nur verdammt richtig an.

Kilian Braungart

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