Rezension

Esben And The Witch

Violet Cries


Highlights: Marching Song // Hexagons IV // Eumenides
Genre: Hexen-Alternative
Sounds Like: Zola Jesus // Audrey // Warpaint

VÖ: 28.01.2011

Ist Angst jetzt die neue Fröhlichkeit oder so? Wir erinnern uns: Noch vor wenigen Jahren waren auf einmal wieder fröhliche, eingängige Popsongs das Maß aller Dinge im Indie-Radar. Ob jetzt Maximo Park oder Franz Ferdinand – allesamt schrieben sie Songs, zu denen man sich über das erste Mal mit der neuen Freundin freuen konnte. Mittlerweile scheint sich der Trend eher hin zu Musik entwickelt zu haben, zu der man besagte Freundin einem heidnischen Gott opfern kann.

Wurde schon von Zuschauern berichtet, die kotzend aus Konzerten von Soap & Skin flüchteten und wurde unlängst gar ein neues Genre namens Witch House aus irgendeinem Pentagramm aufbeschworen, reihen sich auch Esben & The Witch fröhlich – beziehungsweise eben nicht fröhlich – in die Reihe der Bands ein, die man nicht gerade zum Einschlafen hören sollte.

Konkret lässt sich das besonders gut am Gesang festmachen: Hall, Hall, wir brauchen Hall, und so klingt Rachel Davies' Stimme durchgängig irgendwie, als würden Geschichten aus der Gruft vorgetragen. Auch im Hintergrund verstärken Stimmen aus dem Nirgendwo gerne die Atmosphäre – man höre „Hexagons IV“, man nehme „Chorea“ und beschwere sich nicht, wenn die Träume der nächsten Nacht von maskierten Männern mit Äxten handeln.

Stellenweise lassen die Instrumente diesen Vocals fast komplett die Hauptrolle („Marine Fields Glow“), mal werden dazu schwarz-dunkelrote Gitarrenwände aufgebaut, wie im nicht unpassend betitelten „Marching Song“; „Eumenides“ baut sich gar zu einem regelrechten Totentanz auf. Schlussendlich scheint alles im Dienst einer düsteren, beklemmenden, und ja, irgendwie beängstigenden Atmosphäre zu stehen, wodurch „Violet Cries“ vielleicht etwas zu homogen wirkt, um Esben & The Witch die Favoritenrolle für die „Sound Of 2011“-Wahl der BBC vollkommen zuschreiben zu können – doch spätestens, wenn die fast versteckten Gongschläge das finale Requiem „Swans“ einleiten, ist man doch überzeugt, dass man sich den Schlaf lange nicht mehr so lohnend hat versauen lassen. Und nun – gute Nacht.

Jan Martens

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