Rezension

Esben And The Witch

Older Terrors


Highlights: The Reverist
Genre: Postrock // Doomrock // Noiserock
Sounds Like: Warpaint // Godspeed You! Black Emperor // Anna von Hausswolff // Chelsea Wolfe

VÖ: 04.11.2016

Es ist schon spannend, die Entwicklung von Künstlern mitverfolgen zu können. Esben And The Witch bringen in diesen Tagen ihr viertes Album in fünf Jahren heraus und trotzdem sind sie nach wie vor dabei, sich stetig weiter zu entwickeln. Schon ihr Debüt „Violet Cries“ war 2011 recht innovativer Witchhouse/Rock und doch scheinen Welten zwischen 2011 und 2016 zu liegen. Es deutete sich bereits auf „A New Nature“ mit dem großartigen „The Jungle“ an, dass Esben And The Witch immer mehr darauf verzichten, auf gängige Songstrukturen und Längen zu achten. Von der Vier-Minuten-Band bis zum Vier-Song-Album „Older Terrors“. Jedes der neuen Stücke reißt dabei natürlich die zweistellige Minutenmarke.

„Sylvian“ beginnt zunächst mit einem verhaltenen Schlagzeug und Rachel Davies‘ ruhiger Stimme, die zunächst ein Aufbauen des Stückes begleitet. Schnell wird klar: Esben And The Witch haben ihr Hexenhaus mittlerweile irgendwo im Sumpf zwischen Noiserock, Postrock und Doom aufgebaut. Nach etwa vier Minuten wagt sich das Trio erstmal aus den gemütlichen Klängen in Richtung eines Mini-Ausbruches, welcher nur kurz anhält. Man hat ja Zeit und nutzt diese auch. Davies bekommt den Platz, den ihr Klagegesang braucht, ehe der postrocktypische (instrumentale) Lautstärkenwechsel auf den Hörer reinprasseln darf. „Sylvian“ ist, wie auch die folgenden beiden, ebenfalls in dieser Art und Weise verlaufenen Stücke (nur die Reihenfolge variiert), technisch und atmophärisch gut durchkomponiert und gelungen. Was zu einem Übersong wie „The Jungle“ allerdings zunächst fehlt, ist der spannende, überraschende Moment, wie die plötzlich einsetzende und die Atmosphäre völlig überdrehende Trompete.

So spielen sich Esben And The Witch solide durch 35 Minuten, ehe sie mit ihrem eigenen Sound brechen. „The Reverist“ ist ruhig, verdammt ruhig. Entlang ewig gezogener Gitarrenspuren passiert zunächst einmal so gut wie gar nichts. Ein paar Töne im Dunklen, sonst nichts. Fast wie Bohren Und Der Club Of Gore entsteht die Spannung nicht aus den Dingen, die passieren, sondern aus denen, die nicht passieren. In dem 3:30-Moment, der das Ende eines gewöhnlichen Popsongs markiert, beginnt Davies erst, in ruhiger, heller Stimmlage ihre Geschichte zu „The Reverist“ zu erzählen. Fast nochmal so viel Zeit vergeht, bis Davies schreit „Ships On Fire“ und ab diesem Moment brennt es. Eine Gitarrenlinie aus der Hölle lässt alles explodieren, was bislang so sanftmütig und gemächlich daherwuchs. „The Reverist“ hat nur einen einzigen Ausbruch, aber der sitzt. Möglich wäre es, nach diesem einfach das Stück und das Album abzubrechen, um sich mit einem Knall zu verabschieden, aber Esben And The Witch geben noch einen mit: „Everything's pale // Nothing's the same // Everything's pale // Everything's changed // I've seen inside the terrors and now I can't go back // I've seen the older terrors, will you come with me?“ Es ist die klassische Verführung der Sirene, die hier wirkt und man kommt nicht umhin, sich davon mitreißen zu lassen.

Klaus Porst

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The Reverist

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