Rezension

Erregung Öffentlicher Erregung

EÖE


Highlights: Vermessen // Kapitän // Kein Bock Auf Frühstück
Genre: Post-Punk
Sounds Like: Ideal // Fehlfarben // Messer

VÖ: 04.09.2020

Post-Punk hat ja in den letzten Jahren einen wahren Triumphzug in der deutschsprachigen Musiklandschaft gefeiert, zumindest im Indie- und DIY-Bereich. Bands wie Die Nerven, Messer, Friends Of Gas oder Karies sind längst keine Geheimtipps mehr. Langsam, könnte man meinen, ist es mal Zeit für erste Ermüdungserscheinungen. Weit gefehlt! Mit Erregung Öffentlicher Erregung weht nämlich noch einmal frischer Wind durch das Genre.

Tief verwurzelt im Gitarrensound der 80er liefert die Band aus Hamburg/Berlin ein Debüt ab, das in erster Linie durch unglaublich schmissige Songs besticht. Scheinbar mühelos pendeln EÖE zwischen punkiger Attitüde und echtem Popappeal hin und her. Die Lyrics legen sich ebenfalls nicht fest. Mal deutlich politisch angehaucht, mal sich einfach mit banalen Alltagsthemen beschäftigend. Es ist die große Stärke von EÖE, dass man nie so genau weiß, woran man eigentlich ist.

Zentrale Figur der Band ist dabei Sängerin Anja Kasten. Es ist vermutlich auch in sämtlichen anderen Rezensionen zu dem Album zu lesen, aber endlich gibt es eine legitime Nachfolgerin zu Annette Humpe! Gerade Kastens Silbenbetonungen am Ende der Textzeilen erinnern stark an die ehemalige Ideal-Frontfrau. Die Wirkung ihrer Stimme ist jedenfalls die gleiche. Sie verleiht den Songs eine Energie, die extrem mitreißend ist.

Auch die beste Sängerin ist aber nichts ohne entsprechende musikalische Untermalung. Die kommt von Michael Schmid (Schlagzeug), Michael Hager (Gitarre), Laurens Bauer (Bass) und Philipp Tögel (Synthesizer) und die Jungs wissen wirklich, wie man heimliche Hits schreibt. Songs wie „Vermessen“, „Kapitän“ oder „Kein Bock Auf Frühstück“ sind Instant-Favorites. Darüber hinaus gibt es furchtbar viel zu entdecken auf dem 20 Songs (inklusive Interludes) starken Album. Vom Dancefloor-Filler über NDW-Punksong bis zur düsteren Halbballade ist alles dabei und trotzdem liefert die Platte einen stimmigen Gesamteindruck. Die Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit hätte dieses tolle Debüt allemal verdient.

Benjamin Köhler

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