Rezension
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Emanuel And The Fear
The Janus Mirror
Highlights: The Janus Mirror // Foothills Of A Fire // My Oh My
Genre: "336 Spinnen die an deinen Beinen hoch und in deine Ohren krabbeln"
Sounds Like: The Mars Volta // Portugal The Man // The Arcade Fire
VÖ: 14.09.2012
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Einer der ältesten römischen Götter ist jener allen Anfangs und Endes, Janus. Und dass es dieser in den Titel des neuen Albums der New Yorker Band Emanuel And The Fear geschafft hat, gibt schon in etwa die grobe thematische Richtung vor: Es geht um die Zeit, den Wandel, Ende und Neubeginn. Egal, was der Maya-Kalender dazu sagt: dass sich – nicht nur im Dezember 2012 – eine Menge tut auf unserer kleinen blauen Kugel kann man wohl getrost so unterschreiben. Und der doppelköpfige Janus geht die Sache ganz schön sophisticated an, er blickt nämlich vorwärts und gleichzeitig zurück. Insofern passt er sehr gut zur Musik der Band aus Brooklyn, die sich jeglichen Genregrenzen verwehrt und irgendwo zwischen den frühen 70er Jahren und der Zukunft herumwabert.
Mittlerweile ist das Kollektiv auf sechs Bandmitglieder zusammengeschrumpft, bestand aber auch schon einmal aus elf und könnte schon morgen, dem Mythos nach, 200 Musiker auf die Bühne bringen. Darauf einigen, was sie denn da jetzt eigentlich genau produzieren, können sich Emanuel And The Fear freilich nicht, was aber auch gar nicht so schlimm ist. Auf ihrem neuen Album „The Janus Mirror“ versammeln sie in ungefähr 44 Minuten acht Songs, deren Atmosphäre von einer einsamen Akustikgitarre bis hin zu orchestralem Bombast epischen Ausmaßes reicht.
Schon beim ersten Song „The Janus Mirror“ spürt man, spätestens wenn die Synth-Flächen sich langsam kräuseln und der zunächst poppige Gesang durch Cello und Violine abgelöst wird, dass das hier nicht lange so ruhig bleiben soll. "You may think you know me well / but you can not know someone who / does not know himself" singt Emanuel Ayvas dann zunächst noch einigermaßen beherrscht, um wenige Sekunden später in einen förmlichen Schreikrampf auszubrechen und manisch die Zeile "Yeah we're changing" zu rezitieren. Und sollte Lars von Trier jemals einen Film machen, der in der römischen Mythenwelt spielt, sollte „Black Eyes“ auf jeden Fall für den Soundtrack verwendet werden. Es ist beeindruckend, wie mit dermaßen reduzierten Mitteln eine so extreme Stimmung aufgebaut wird. Der Song kommt mit nur zwei Textzeilen aus, die Gitarre und das Cello kratzen und scharren jedoch, als gelte es, Panzerglas zum Zerbersten zu bringen.
Dass Emanuel And The Fear aber auch die ruhigen Lagen beherrschen, zeigen sie bei „My Oh My“. Dieses Duett kommt teilweise nur mit einer Akustikgitarre aus, wird hin und wieder aber auch von Liz Hanleys Violinenspiel und ihrem sehr starkem Gesang getragen. Ihre Stimme ist die perfekte Ergänzung zu jener Ayvas' und so wünscht man sich, dass Hanley in der Zukunft vielleicht noch mehr Gesangsparts bekommt. Falls Emanuel And The Fear dann überhaupt noch in dieser Besetzung zusammen spielen, was zu erwarten jedoch äußerst vermessen wäre – Yeah we're changing!
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