Rezension

Editors

In This Light And On This Evening


Highlights: In This Light And On This Evening // Papillon // Eat Raw Meat = Blood Drool
Genre: Synthie-Rock
Sounds Like: Depeche Mode // The Horrors // She Wants Revenge

VÖ: 09.10.2009

Es gibt viele Wege, an ein Thema heranzugehen. Man kann sagen, dass die Editors mutig seien, den an sie gerichteten Erwartungen gepflegt den Mittelfinger entgegen zu recken. Man kann sich altbekannter Metaphern bedienen und bedauern, dass anscheinend wieder einmal versucht wurde, auf den schon längst überfüllten und daher kaum noch vorwärts kommenden Disco-Synthie-Zug aufzuspringen. Schließlich kann man natürlich auch die spaßigste Variante wählen und versuchen, auf möglichst vielen Message Boards möglichst originelle Verbindungen zwischen den ehemaligen Kritikerlieblingen und möglichst schlimmen musikalischen Verbrechen der 80er herzustellen. Der Kern bleibt stets der gleiche: "In This Light And On This Evening" gefällt nicht jedem.

Die vielen schon vom Hurricane oder Southside bekannte Vorabsingle "Papillon" ließ eigentlich bereits erwarten, dass das dritte Album des Quartetts aus Birmingham nicht einfach ein dritter Versuch werden würde, Interpol den Titel "Beste moderne Joy-Division-Coverband" abspenstig zu machen: Zu überwältigend der Verzicht auf das bandeigene Gitarrenspiel, zu prägnant die Konzentration auf Depeche-Mode-Synthies. Dem einen gefiel der erwähnte Mut zur Weiterentwicklung und die Fähigkeit, auch auf bandfremden Wegen zum Hit stiefeln zu können, der andere hielt "Papillon" flehend für einen Ausrutscher, für einen kleinen Täuschungsversuch vor dem schließlichen Release eines dritten "Back Room".

Doch wurde "In This Light And On This Evening" eben dies nicht, sondern auch auf Albumlänge eine Gradwende von organischem Gitarrenspiel zu eiskalten Synthesizern, deren Zusammenspiel mit Tom Smiths croonendem Gesang (dem vielleicht einzigen Bindeglied zu den alten Alben der Band) ein oft haardünnes Seil zwischen Epik und Kitsch, zwischen Gänsehaut und Schmalz, zwischen dem apokalyptisch-düsteren Titeltrack und eher schleimigen Momenten wie "You Don't Know Love" spannt - und teils sogar Kompromisse wie das wunderbar warme, aber manchmal übertrieben herzzerreißende "Walk The Fleet Road" zulässt.

Was jedoch trotz aller Pathosvorwürfe, trotz aller Disco-Revival-Sticheleien bleibt, ist im Endeffekt wieder einmal eine Platte ohne wirkliche Totalunfälle, dafür aber mit weiteren Einträgen im bandeigenen Hitregister - "Papillon" eben, "Bricks And Mortar" mit seinem Überrefrain oder dem Midtempogroover "Eat Raw Meat = Blood Drool". Und mehr zählt schließlich und endlich nicht. Gitarren hin, Synthies her.

Jan Martens

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