Rezension

Ed Sheeran

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Highlights: The A Team // Small Bump // Lego House // Give Me Love
Genre: Pop // R&B
Sounds Like: Damien Rice // Akon // Jason Mraz

VÖ: 10.02.2012

Das Radio ist inzwischen zu einem Medium geworden, das man eher nutzt, um morgens während des Aufwachens die Nachrichten zu hören oder um sich über die aktuelle Verkehrslage auf dem Weg zur Arbeit zu informieren – seine kommenden Lieblingssongs entdeckt man dabei kaum noch. Natürlich gibt es auch heute noch Sendungen, die als Schwerpunkt den Anspruch wählen, aber diese sind inzwischen deutlich in der Minderheit und der Mainstream wurde mit den Jahren für den Musikinteressierten an sich immer uninteressanter. Doch in diesem besonders kalten Winter geschah etwas Merkwürdiges. Eigentlich sollte mich der Radiowecker mit David Guetta, Rihanna oder anderen Schrecklichkeiten aus dem Bett treiben, aber stattdessen war da plötzlich Musik, die wirklich zu gefallen wusste: Ed Sheerans „The A Team“, ein herzergreifender Song über das Leben einer Frau, das nur wenige schöne Seiten aufweist und die versucht, ihre Probleme im Milieu der Prostitution mit Drogen zu vergessen. Dabei erweist sich der Track als extrem eingängig und damit wie geschaffen für das von mir schon fast aufgegebene Medium Radio.

Ed Sheerans bisheriger Werdegang liest sich ein wenig wie ein Hollywooddrehbuch. Alles fängt damit an, dass der kleine Ed von seinem Onkel eine Gitarre geschenkt bekommt. Mit elf Jahren trifft er zufällig auf Damien Rice, was ihn so inspiriert, dass er beginnt, eigene Songs zu schreiben. Fünf Jahre später zieht er nach London und ist fest entschlossen, sich mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was dank zahlreicher Auftritte in kleinen Clubs und seiner direkt aus dem Rucksack verkauften EPs recht gut funktionierte. Nach zehn EPs zog Ed seinen ersten Majorvertrag an Land und veröfftenlichte im April 2011 sein Debütalbum +.

Mit einiger Verzögerung ist + nun auch endlich in Deutschland erhältlich. Wer aufgrund von „The A Team“ erwartet hat, dass Sheeran die kommende englische Songwriterhoffnung ist, liegt falsch. Oder zumindest nicht ganz richtig. Denn neben Damien Rice oder Jason Mraz hat Ed Sheeran auch Künstler wie Akon und Jay-Z als Vorbilder, was sich spätestens nach dem ersten Durchlauf des Albums offenbart. Pop und R&B mit gelegentlichen Rapeinlagen anstelle von geradlinigen Singer-Songwriter-Nummern, kann man das mögen? Durchaus, den Sheeran schafft es, auch dem banalsten Durchschnittssong mit viel Gefühl zu versehen und dadurch doch etwas Hörenswertes daraus zu machen. Herzschmerz und Artverwandtes sind das prägende Thema des Albums, womit sich der sympathische Brite mit der schönen Stimme sicher in die Herzen der Bravo-Leserinnen spielen wird.

Ed Sheerans Debüt wird keinen Preis für das anspruchsvollste Album des Jahres gewinnen. Wer es aber schafft, die Essenz des aktuellen Radiomainstreams in etwas Schönes zu verwandeln, hat definitiv unser Interesse verdient.

Marcel Eike

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