Rezension
Dolores O'Riordan
Are You Listening?
Highlights: Human Spirit // Black Widow // In the Garden
Genre: Pop
Sounds Like: Cranberries // Evanescence // Tori Amos
VÖ: 04.05.2007
„Are You Listening?“ Yes, I am. Die Cranberries sind seit geraumer Zeit Geschichte. Es hat einige Jahre gedauert, bis ihre Frontfrau – deren Gesang das Alleinstellungsmerkmal der Band ausmachte – nun ihr Solo-Debüt vorlegt, vier Jahre hat sie für die Fertigstellung gebraucht.
Herausgekommen ist ein Album, das sich klanglich von einem hypothetischen weiteren Cranberries-Album nicht unterscheidet. Dolores O’ Riordan – um die es hier geht – hat auf „Are You Listening?“ die bekannte Mischung aus poppigem Rock und rockigem Pop in zwölf Songs gegossen, und dabei ihre Erfahrungen der letzten Jahre und die Musik, die sie in dieser Zeit berührte, einfließen lassen. Neben dem – schon den Cranberries-Sound prägenden – Irish Folk finden sich so Anklänge nicht nur an den Gothic-Pop Evanescence’scher und Within Temptation’scher Ausprägung, sondern ebenfalls an den Weill- und Cabaret-Pop zwischen Dresden Dolls, Divine Comedy und Duke Special.
Das Album dominiert dabei natürlich O’Riordans hoher und vielfach schriller Gesang. Mag man ihn nicht, ist man verloren. Viele werden sich – in Erinnerung an Within Temptation – angeekelt abwenden. Anders geht es vermutlich denjenigen, die in der Vergangenheit an dem einen oder anderen Album der Cranberries Gefallen fanden, denen aber gleichzeitig „Zombie“ nicht nur auf den Nerv geht. Lässt sich der Hörer unter diesen Vorzeichen auf „Are You Listening?“ ein, enthält es zwölf harmlose und doch einfach schöne Poprock-Nummern, die begeistern können, und die den Rezensenten – wider besseren Wissens – vollkommen gefangen nehmen. Ob es das zunächst sphärische und zerbrechliche, dann „schwarz“ rockende „Black Widow“ ist, das zwischen Folk, Cabaret und Orient changierende „Human Spirit“, oder die eröffnende klassische Popnummer und Vorabsingle „Ordinary Days“ - alle Songs lassen sich in ihrem Genre – dem Pop – als perfekt bezeichnen.
Perfekter Pop wiederum lässt sich leicht als glatt, nervig, belanglos, unnötig (miss)verstehen. Insofern können Neunziger-Jahre-Poprocker - wie „October“ und „In The Garden“ oder Stadionrockballaden, wie „Accept Things“ - heute u. U. nicht mal mehr die Radiorocker hinter dem Ofen hervorlocken. „Are You Listening?“ ist und bleibt ein – altmodisches – Album, das in den frühen und mittleren Neunzigern hohe bis höchste Verkaufszahlen erzielt hätte, heute aber wohl schnell in der Sonderangebots-Abteilung der großen Geiz-Sauerei-Ketten landen wird.
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