Rezension

Die Sterne

Das Weltall Ist Zu Weit


Highlights: Was ist hier los // Wir rühren uns nicht vom Fleck
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: Fehlfarben // Tocotronic // Rio Reiser

VÖ: 24.05.2004

Die Sterne sind ja nun auch so alt wie Tocotronic. Kinder, wie die Zeit vergeht. Die Sterne waren mal mit den Toco-Trois die Zugpferde der sogenannten Hamburger Schule, die ja gerade eine Art Revival erlebt. Und während die Enkelkinder von Wir sind Helden, Tomte oder Kettacr die Hallen füllen, spielt die Band um Frank Spilker noch immer in jedem kleinen Jugendzentrum. "Wir werden leider das Gefühl nicht los, das irgendwas nicht stimmt." singen sie im Opener "Was ist hier los". Recht haben sie, denn Die Sterne müssten längst viel größer sein. Undergroundhits hatten sie ein paar. "Fickt das System" oder "Was hat dich bloß so ruiniert?" zum Beispiel. Diese Songs gingen auch schon in die politische Richtung, die die Hamburger nun wieder einschlagen. Aber denoch waren die Texte noch nie so klar formuliert wie das hier der Fall ist. Frank Spilker ist sauer und lässt dem Zorn gegen die derzeitige Politik freien Lauf.

Musikalisch hat sich nicht viel geändert. Die Orgel spielt weiter eine zentrale Rolle, oft gibt es ein nettes Gitarrensoli ("Was ist hier los") und auch die Bläser dürfen wieder ran ("In diesem Sinn"). Das ganze live im Proberaum und nicht nacheinander im Studio einzuspielen war eine gute Idee, denn es gibt den Songs das raue Gewand, das sie nötig haben. "Hier kommt die Kaltfront" beispielsweise rockt straight nach vorne.

Aber ein Sterne Album ohne Fehler gibt es ja leider nie. Zum Beispiel "Sie werden dafür bezahlt" mit dem Möchtegern-Funk-Riff. Dafür gibt es zum Schluss noch einen sensationellen Höhepunkt: "Wir rühren uns nicht vom Fleck" mit Indie-All-Star-Besetzung. Frank Spilker teilt sein Mikrophon mit Judith Holofernes (Wir sind Helden), Thees Uhlmann (Tomte) und Fettes Brot. Der Song zeigt ganz klar die Repolitisierung der deutschsprachigen Musik. Und wenn Die Sterne damit einen Stein anstoßen ist das ja schon gut genug.

Carsten Roth

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