Rezension

Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen

It's OK To Love DLDGG


Highlights: Song Für Eis-Gerd // Eine Tragödie Kommt Selten Allein // Der Große Kölner Pfandflaschenbetrug // Und Pete Kämmt Die Haare Zurück
Genre: Northern Soul // Beat
Sounds Like: Superpunk // Angelika Express // Four Tops

VÖ: 14.07.2017

Ob nun „The Wall“, „Ziggy Stardust“, „Good Kid, M.A.A.D. City“ oder „American Idiot“: Konzeptalben wollen normalerweise entweder ein Epos erzählen oder einfach ein großes Thema der Menschheit beleuchten – Liebe, Krieg, Einsamkeit. Wenn Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen nun ein Konzeptalbum über sich schreiben, wirkt das zunächst vieles: größenwahnsinnig, komisch, nerdig. Das alles ist es auch. Im positiven Sinne.

Allein die musikalische Rahmung des Albums ist herrlich überzogen: Im Opener „It's OK To Love DLDGG“ verteidigt die Band sich selbst gegen fiktive Kritik, im anagramm-artig umbenannten Schlusstrack heben anglophone Musiker den unschätzbaren Einfluss der Gentlemen auf die Musikwelt hervor. Und weil eben niemand die Hamburger Motown-Ikonen so stilvoll-überzeichnet beschreiben kann wie sie selber, mopsen wir ihnen auch gleich ihre Beschreibung der musikalischen Gestaltung dieser beiden Songs: James-Bond-Score mit allem pipapo und einem Northern-Soul-Beat. Schön, oder?

Um gleich weiter zu räubern: „Madness auf Cola Light“ beschreibt den Rest des Albums ganz hervorragend, so wie es eigentlich auch die ersten drei Alben der Band beschrieb. Doch finden sich „It's OK To Love DLDGG“ – dem Anspruch des ganzen Konzept-Dings angemessen – wohl die meisten glitzernden Song-Diamanten der Band-Diskographie: Mal wegen eines herrlich unharmonischen Chors inklusive Bernd Begemann und Andreas Dorau im Refrain („Pete Kämmt Die Haare Zurück“), mal wegen seiner sympathischen Unglücksrabengeschichte, die so nur Carsten Friedrichs erzählen kann („Eine Tragödie Kommt Selten Allein“), mal einfach wegen einer funky Hookline („Die Welt Braucht Mehr Leute So Wie Dich“).

Nicht, dass wirklich jeder Song von den charmanten Hamburger Middle-Age-Dandys handeln würde. Der Konzept-Kontext lässt dafür aber umso leichter das Universelle in den kleinen Geschichten über die sonst unbesungenen Helden des Alltags finden: Der „Song Für Eis-Gerd“, in goldenen Zeiten ein Eisdielenbesitzer in Hamburg-Altona, als Hymne über die Macht der Nostalgie, die moderne Moritat „Der Große Kölner Pfandflaschenbetrug“ als Song über den Reiz, dem System mit frecher Kleinkriminalität eins auszuwischen. Bei soviel Schrulligkeit kullern Freudentränen. It's ok to love „It's OK To Love DLDGG“. Aber voll.

Jan Martens

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