Rezension

Dear Reader

Day Fever


Highlights: Oh, The Sky! // I Know You Can Here It // Nothing Melodious
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Ramona Falls // Emiliana Torrini // Fiona Apple

VÖ: 24.02.2017

Ach, wie doch die Zeit vergeht. Acht Jahre ist es nun her, dass Dear Reader mit „Replace Why With Funny“ ein starkes Debüt – wenn man das Album, das sie unter dem Namen Harris Tweed veröffentlicht haben, nicht hinzuzählt – hingelegt haben, welches uns sofort begeistert hat und das wir in kleinen Konzertsälen bestaunen durften. Auch die beiden Nachfolger fanden in unserer Redaktion viele Befürworter.

„Day Fever“ ist für jemanden, der Dear Reader seit 2009 etwas aus den Augen verloren hat, erst einmal ein wenig schockierend. Als Brent Knopf die Alben noch produziert hat, waren die Songs voller Arrangements, die Cherilyns gefühlvolle und ausdrucksstarke Stimme umspielt haben. Alles wirkte sehr kraftvoll und dynamisch. Während Cherilyns grandiose Stimme auf dem neuen Album fast so klingt wie damals (sie wirkt, was kaum verwundert, gereift) und Choreinlagen ein gerne genutztes Element bleiben, ist die restliche Instrumentalisierung dagegen stark verändert und reduziert. Waren früher große Harmonien in den meisten Songs zu finden, sind diese nun deutlich in den Hintergrund gerückt. Das Album wurde innerhalb von zwei Wochen mit dem Produzenten John Vanderslice in San Francisco mit der Unterstützung vieler lokaler Künstler aufgenommen. Dementsprechend hat es den Charme einer Jamsession, bei dem verspielte Indiemusiker eine Sängerin experimentell begleiten. Kreativität wurde oft der Eingängigkeit vorgezogen, was bedauerlich ist: War es doch diese Eigenschaft, die damals so anziehend war. Die Songs, die dabei weniger gefallen, benötigen ein paar Durchläufe, damit man deren positive Aspekte wertschätzen kann.

Durch den Mangel an herausragenden Songs ist „Day Fever“ das bisher schwächste (aber keineswegs schlechte) Album von Dear Reader, bei dem es leichter fällt, es zu schätzen, als es zu lieben und mit dem es der Band deswegen schwerfallen wird, ein größeres Publikum anzusprechen.

Marcel Eike

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