Rezension

Crippled Black Phoenix

I, Vigilante


Highlights: We Forgotten Who We Are // Fantastic Journey
Genre: Progressive Rock
Sounds Like: Anathema // Hawkwind // Pink Floyd // Porcupine Tree // Isis

VÖ: 10.09.2010

Überraschend war es, Crippled Black Phoenix zu sehen. Auf dem Friction Festival, zwischen Metalbands und massenweise Postrockern, deren einzige Publikumskommunikation darin lag, diesem nicht den Rücken zuzudrehen. Auf einmal steht dann also eine Band oben, mit Musikern in großer Zahl und spricht und animiert die Zuschauer zum genießen des vorgetragenen Programmes. Dieses hatte es in sich – eine Zeitreise zum Spacerock der 70er, zu Pink Floyd, ohne in Cover-Kitsch und Abklatsch-Tiefen zu fallen. Nein, da stand eine Band und hatte einfach Spaß mit diesem etwas aus der Mode gekommenen Genre. Nun erscheint mit „I, Vigilante“, eigentlich nur eine EP, die aber doch Albumlänge erreicht und so etwas wie eine Arbeitsprobe des aktuellen Schaffens darstellen soll.

Die ersten acht Minuten gehören „Troublemaker“. Ein Sprachsample zum Anfang, dann beginnt die Reise. Die ersten Takte haben eine gute Schaufel Schwermut auf sich geladen, die sich wenig später in Luft auflöst und von seichtem Gesang davongetragen wird. Entlang eines Gitarrensolos verharren Spannung und Melodie minutenlang bei einem Thema, bis es zum unvermeidlichen Finale kommt.

Hat man dieses überstanden, warten sanfte Pianotöne auf ihren Genuss – „We Forgotten How We Are“ zeigt ein freundliches Gesicht und spielt in elf Minuten Spielzeit mal eben die letzten drei Porcupine-Tree-Alben an die Wand. Das folgende „Fantastic Justice“ dürfte Fans von Anathema gefallen, deren „A Fine Day To Exit“ scheint nicht weit entfernt.

Der „Bastogne Blues“ zehrt Streichergeladen wieder am Leid der Welt. Das wiederum sehr lange Stück braucht eine Weile, ehe man die langsamen Takte, die klagend erscheinenden Worte verdaut hat. Leider weniger gelungen ist der Abschluss der EP. „Of A Lifetime“ gelingt es nicht, 80er-Powerballaden-Stadionrock und weiblichen Na-na-na-Singsang in Klischeefreie Bahnen zu lenken, was aber eigentlich auch unmöglich ist. Ebenso völlig verzichtbar ist der Hippie- meets-Abba-Bonustrack am Ende. Lässt man diese letzten beide Stücke da, wo sie sind, nämlich maximal als irgendwo versteckte B-Seiten, könnte man „I, Vigilante“ als durch und durch gelungenes Progressive-Rock-Album verkaufen.

Klaus Porst

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!