Rezension

Crippled Black Phoenix

Ellengæst


Highlights: Lost // Everything I Say
Genre: Progressive Rock
Sounds Like: Anathema // Gazpacho // King Crimson

VÖ: 09.10.2020

Stetigen Wandel ist man im Hause Crippled Black Phoenix gewohnt. Einziges festes Mitglied ist Justin Greaves, um ihn herum waren bereits Dutzende Personen an diesem Projekt beteiligt. Die momentane Besetzung besteht aus ihm, Gitarrist Andy Taylor, sowie Helen Stanley und Sängerin Belinda Kordic. „Ellengæst“ ist nun das offiziell achte Studioalbum des Kollektivs, wobei die Zählweise hier schwierig ist, veröffentlichen Crippled Black Phoenix auch mal EPs in Albumlänge oder -qualität. Vielfach wird etwa das zehn Jahre alte „I, Vigilante“ als Highlight der Bandgeschichte angesehen.

Anknüpfungspunkte im Sound finden sich trotz der vielen Wechsel immer, auch Ellengæst ist hier keine Ausnahme. Das Grundkonzept des düsteren, ausufernden Progressiverock wird konsequent beibehalten. Neu ist laut Band lediglich, dass zum ersten Mal in der Bandgeschichte nur Sängerinnen feste Mitglieder sind. Ein Umstand, den Ellengæst allerdings kaschiert, denn unter den Gesangsgästen finden sich sowohl Vincent Cavanagh (Anathema) als auch Gaahl und Jonathan Hultén. Seine Stärken hat Ellengæst dann auch in den Momenten, in denen Duette die Stücke bestimmen, etwa in „Lost“, bei dem Belinda die Strophen einsingt, woraufhin Cavanagh ihr ein „We Are Lost As Humans“ entgegenschmettert.

Zwei Cover befinden sich auf Ellengæst: Der Wahnsinnssong „Everything I Say“ von Vic Chesnutt & A Silver Mt. Zion. Im Grunde kann man nur daran scheitern, diesen einen, extrem intensiven Song zu covern, legt Chesnutt ins Original doch die ganze Kraft seiner wütend-gebrechlichen Stimme. Crippled Black Phoenix versuchen sich jedoch gar nicht erst an der Verzweiflung der Vorlage, sondern präsentieren hier eine Art lärmenden Protestsong. Weniger geglückt ist allerdings „She’s In Parties“ (Bauhaus), welches hier sehr verkürzt gecovert wird und qualitativ nicht mal im Ansatz ans Original herankommt. Schade, denn diesen Closer hätte es nicht gebraucht. Insgesamt ist „Ellengæst“ nicht auf dem Niveau früherer Großtaten, gehört aber auch nicht in die Kategorie Ausfall.

Klaus Porst

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