Rezension

Cold War Kids

L.A. Divine


Highlights: Can We Hang On? // Ordinary Idols // So Tied Up
Genre: Pop
Sounds Like: Maroon Five // The Airborne Toxic Event // Scissor Sisters

VÖ: 07.04.2017

Eine Warnung für alle Cold-War-Kids-Fans: Die Entwicklung der letzten Jahre hat euch vermutlich nicht gefallen. Eure vor zehn Jahren noch vor Kreativität strotzende Band hat die Bluesanleihen und den Independentcharakter nach und nach zurückgefahren. Hoffnungen, dass sich dies mit L.A. Divine ändert und man zu den Wurzeln zurückkehrt, dürfen hier an dieser Stelle direkt begraben werden.

Das sechste Studioalbum der Band versucht erneut, eine höhere Mainstreamtauglichkeit zu erreichen, was jedoch nur teilweise gelingt – besser gesagt daran scheitert, dass viele Songs einen Mangel an Relevanz aufweisen oder redundant sind. Dennoch hat "L.A. Divine" durchaus seine Qualitäten: Die gelungenen Stücke sind lupenreiner Pop, deren Verspieltheit den heutigen Radiodurchschnitt bei Weitem übertrifft. Nathan Willetts Stimme ist nach wie vor großartig, insbesondere in den hohen Lagen. Das große Problem: Die Produktion wirkt selbst für Pop-Maßstäbe zu glatt, was sich beispielsweise an „So Tied Up“ mit Bishop Briggs als Gastsängerin leicht belegen lässt. Wer die ganz ordentliche Albumversion, in welcher Briggs nur eine Untermalung darstellt, mit der nahezu perfekten Akustikversion (siehe Youtube) vergleicht, in der sie und Nathan deutlich stimmgewaltiger daherkommen und ein ebenbürtiges Duo bilden, kann nur verwundert staunen, warum es nicht diese Fassung auf das Album geschafft hat. Der Opener „Love Is Mystical“ und das später auf dem Album folgende „Invincible“ sind passable Ohrwürmer mit recht eingängiger, tanzbarer Melodie und durchaus vorhandenem Chartpotenzial, die aber insgesamt etwas zu einfach gestrickt sind. Das herrliche „Can We Hang On?“ mit seinem verträumten Gitarrenriff und den perfekten Harmonien aus Gesang und Piano ist dagegen einfach wundervoll und einer der wenigen Beweise dafür, dass es sich immer noch lohnt, die Cold War Kids weiter im Auge zu behalten.

„L.A. Divine“ enthält drei extrem kurze Tracks, die alle etwas aus dem Rahmen fallen, ohne dabei einen nennenswerten Mehrwert zu bieten. „L.A. River“ könnte von The Drums sein mit seinen verzerrten Gitarren und Vocals, aber mit seiner kurzen Spieldauer ist es zwischen zwei mittelmäßigen Songs völlig verschenkt, während „Wilshire Protest“ vermutlich besonders künstlerisch wirken soll, und dabei vollends scheitert. Bei „Camera Is Always On“ mit seinen emotionalen Vokals und Pianotönen ist es schwer zu erraten, ob bei normaler Länge ein hervorragender oder ein grauenvoller Song entstanden wäre.

Trotz all seiner Fehler ist „L.A. Divine“ durchaus einen Blick Wert. Es ist der sympathischen Band zu wünschen, dass sich der Mainstreamansatz in Form von ein paar Chartplatzierungen auszahlt und nicht zu viele alte Fans vertreibt.

Marcel Eike

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