Rezension

Cocoon

Where The Oceans End


Highlights: Dee Doo // Mother // Oh My God // Cathedral
Genre: Folk-Pop
Sounds Like: Rosie Thomas & Sufjan Stevens // Angus & Julia Stone // Agnes Kain // Beatbeat Whisper

VÖ: 18.03.2011

Viel besser hätte es für Mark Daumail und Morgane Imbreaud vor drei Jahren kaum laufen können. Innerhalb weniger Monate schusterten die beiden ein wunderbares Folk-Pop-Album mit dem dramatischen Titel „My Friends All Died In A Plane Crash“, das in Frankreich zum Überraschungshit wurde und der französischen Folk-Welle einen ordentlichen Schub gab. Drei Jahre und zahllose Auftritte in konstant größer werdenden Hallen später erscheint nun das zweite Album von Cocoon, auf dem die beiden leider zu zwanghaft versuchen, sich gegenüber ihrem ersten Album zu steigern.

„Where The Oceans End“ hat alles, was schon der Vorgänger hatte – und von allem noch ein bisschen mehr. Die Arrangements sind ausufernder, die Kontraste zwischen traurigen Sücken und niedlichen Popsongs wirken noch stärker, der zweistimmige Gesang der beiden noch ein wenig souveräner – und doch ist „My Friends All Died In A Plane Crash“ das bessere Album. Freilich ist das Niveau auch hier durchweg hoch, was bei Daumails Fähigkeiten als Songwriter nicht weiter verwunderlich ist. Da gibt es den schönen Refrain von „Dee Doo“ beispielsweise, in dem der französische Akzent der beiden besonders hervortritt oder die sanften Harmoniewechsel, die „Mother“ so interessant machen, der spannende Aufbau von „Oh My God“ oder die schlichte Eleganz von „Cathedral“ – „Where The Oceans End“ hat wieder zahlreiche dieser besonderen Momente, über die man sich bei jedem Hördurchgang wieder von Neuem freut. Jedoch klingt das alles weitaus professioneller und routinierter als auf dem Vorgänger, der gerade aufgrund des unbedarften Herangehens an die Musik so faszinierend und sympathisch war – und insbesondere bei den aufwändig arrangierten Songs klingt Cocoons Musik oft zu berechnend und perfektionistisch.

Doch man muss „Where The Oceans End“ als das sehen, was es sein will, nämlich ein leichtes Folk-Pop-Album – und das ist es allemal. Die Intimität des Vorgängers mag Cocoon hier zuweilen abhanden gekommen sein, das Songwriting ist jedoch nach wie vor ausgesprochen clever und sollte den Bekanntheitsgrad des Duos auch über Frankreichs Grenzen hinaus erhöhen, denn auch ihr zweites Album hat wieder reichlich wunderbare Ohrwürmer im Gepäck.

Kilian Braungart

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"Dee Doo" im Stream:

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