Rezension

Chelsea Wolfe

Hiss Spun


Highlights: Vex // Scrape // Static Hum
Genre: Doom-Metal // Sludge // Post-Hardcore
Sounds Like: Subrosa // Isis // Neurosis // Cult Of Luna // Julie Christmas

VÖ: 22.09.2017

Als Chelsea Wolfe vor wenigen Jahren erste Aufnahmen veröffentlichte, klang das Resultat zwar rau und sperrig, aber dennoch eher handzahm. Kaum mehr als wenige Gitarrenakkorde oder ein verirrtes Piano bildeten den Rohbau für ihre düsteren Folkballaden. Spätestens seit „Abyss“ jedoch ist von ihrem früheren Sound nur noch die Stimme übrig geblieben. Die Stimmung, das Drumherum hat sich massiv entwickelt und verwandelt. „Abyss“ war der Blick in die Tiefe, „Hiss Spun“ ist der sprichwörtliche Aufschlag auf dem Grund.

Mit dem Produzenten Kurt Ballou (Converge) im Schlepptau ist „Hiss Spun“ eine Offenbarung. Wolfe zelebriert die Düsternis in allen Facetten. Längst in den Breitengraden des atmophärischen Doom-Metal angekommen, wühlt sich Wolfe durch ein Dickicht monströser Soundwände und verschlungener Gitarrenlinien. Balladeske Ausflüge bilden die Ausnahme, sind wie zwei kurze Zwischenspiele nur Beiwerk. Ansonsten überwiegt tiefstes Grollen, von den ersten schleppenden Tönen des Openers „Spun“ bis zum sirenenhaften Irrlichtern von „Scrape“. „Vex“ setzt noch einen drauf, hier darf Aaron Turner seine Growls zum Besten geben. Leider viel zu kurz, denn im wütensten Moment ist das Stück schon vorbei.

Wolfe, so scheint es, besetzt eine Lücke. Die Kombination aus cleanem, recht hohem Frauengesang und Doom/Sludge/Noise ist an sich schon selten, zusammen mit SubRosa dürfte es momentan keine besseren Künstler in diesem Bereich geben. Inmitten des musikalischen Untergangs wirkt sie selbst erneut wie die antike Sirene, welche in Stücken wie „Static Hum“, „Scrape“ oder „Particle Flux“, die besonders hart daherkommen, gleichzeitig verführen und weiter in die Tiefe ziehen kann. Was Wolfe trotzdem nicht aus den Augen verliert, ist ein gewisses Maß an Zugänglichkeit. „Hiss Spun“ ist durchaus geeignet, auch Fans etwas härterer Rockmusik anzusprechen. Nachdem „Abyss“ bereits vollends überzeugen konnte, ist „Hiss Spun“ nun ein echter Meilenstein.

Klaus Porst

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"16 Psyche"
"Vex"

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