Rezension

Calexico

Carried To Dust


Highlights: Two Silver Tress // The News About William // Contention City
Genre: Wüstenrock // Folk // Indie // Ambient
Sounds Like: Iron & Wine // Devendra Banhart // Timesbold

VÖ: 05.09.2008

Es ist ja immer so eine Sache mit lang bestehenden Bands: Vom Glanz der alten Tage ist meistens nicht viel mehr als ein Verweis im Pressetext übrig, die Alben gleichen sich immer mehr und selbst die Hoffnung auf einen erneuten Paukenschlag vergeht mit der Zeit. Glücklicherweise gibt es bei der - nennen wir es grob - sechsköpfigen Band aus Arizona keinerlei Grund dafür, Angst vor einem musikalischen Trott zu haben. So war es vor allem das 2006 erschienende „Garden Ruin“, das Kritiker und Fans erneut zum Staunen brachte. Kaum etwas war übrig vom cineastischen Breitbandsound, für den die Band – wie sollte es auch anders sein – durch Film und Fernsehen berühmt wurde; und gerade diese Einfachheit machte den Vorgänger zu einem weiteren Höhepunkt der stets anwachsenden Diskographie.

Diesmal aber ging es zurück auf 16 zu 9 - ein durchaus gewagter Schritt, wenn man bedenkt, dass die Musiker um Joey Burns und John Convertino mit „Feast Of Wire“ bereits ein nahezu perfektes Album in diesem Bereich aufgenommen haben. An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, wie einzigartig schön allein „Quattro (World Drifts In)“ ist. Und wo wir dabei sind, auch gleich „The News About William“, dem Höhepunkt von „Carried To Dust“, in den Himmel loben: “Ours not to reply, ours not to reason why / The news about William / The lifeline retreats / Desire for release / The thorns in his side“ - vielleicht der gesangliche Moment des nicht mehr allzu jungen Musikjahres.

Ich könnte jetzt auch ohne Probleme eine gute Hand voll weiterer Highlights vorstellen, wobei allein der vorausgehende Hauptsatz genügt, um zu verdeutlichen, dass es reichlich gibt. Viel wichtiger: Es ist ein Album geglückt, das in vieler Hinsicht nach „Feast Of Wire“ klingt, ohne dabei nur einen Moment wie eine abgeschmackte Version zu wirken. Der ambient tönende Klang ist zurück, zu dem ich final eines zwingend loswerden muss: Hätten sich die Schaffenszeiten von Sergio Leone und Calexico zeitlich überschnitten, wäre die düstere Melodie von „Contention City“ mit Sicherheit als “das Lied vom Tod“ in die Filmgeschichte eingegangen.

Paul Weinreich

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