Rezension
BTNG
Gewachsen Auf Beton
Highlights: Gewachsen auf Beton // Käfigtiger // BOA-Clan
Genre: Deutschrap // Straßenrap
Sounds Like: Bushido // KC Rebell // Haftbefehl
VÖ: 18.09.2015
Badaboom, Badabäm, Boateng. So stellt sich George Boateng auf seiner ersten Rap-Langspielveröffentlichung vor. Der älteste Bruder von Kevin-Prince und Halb-Bruder von Jerome stilisiert sich auf „Gewachsen Auf Beton“ als Schattenbruder seiner beiden Fußballstar-Geschwister und weiß, dass dieser Name verpflichtet. Um die Spannung ein wenig rauszunehmen, schnappt er sich das Pseudonym BTNG und versucht losgelöst vom Namen seines Vaters Fuß in der Rapszene zu fassen.
Dabei führte Georges Weg zunächst relativ straight in Richtung Bundesliga. Erst Käfig mit den Jungs im Wedding, dann ab zu Hertha. Lange Zeit war er Mentor für seine nun weltberühmten Brüder, dann ging es bergab: Parties, Schlägereien, Knast. Während Kevin-Prince die Michael Ballacks dieser Welt in der Premiere League weggrätschte und Jerome sich zur erfolgreichen Eigenmarke entwickelte, die nun vom großen Jay-Z gemanaged wird, saß George im Knast und dachte über sein Leben nach.
Die Erkenntnisse dieser Gedanken hört man nun auf „Gewachsen Auf Beton“. Die klassische „Vom Bordstein Zur Skyline“-Story mit ein bisschen „Du kriegst den Jungen aus dem Ghetto, aber das Ghetto nicht aus dem Jungen“-Pathos mischen sich hier zu einer Storyline über das Leben im Wedding – Schlägereien, Härteproben und Kicken im Käfig. Das alles in der Hoffnung, es irgendwann zu schaffen. Eine Hoffnung, für die gerade Jerome Boateng mittlerweile die alles überschattende Gallionsfigur ist. Der „Schattenbruder“, wie er sich selbst nennt (Immer war ich der Schatten von meinem Bruder, jetzt steh ich im Schatten von meinem Bruder), will nun seine eigene Erfolgsstory schreiben und holt sich dazu prominente Producer-Unterstützung von Beatzarre und Djorkaeff (u.a. Sido, Bushido und Fler). Das Ganze funktioniert erstaunlich gut. Die Straßenrap-Attitüde funktioniert dann am besten, wenn die Boateng-Story auf harte und brachial-dreckige Beats trifft („Gewachsen Auf Beton“, „BTNG“, „Schattenbruder“ oder „Käfigtiger“).
Dass nicht jeder Song sitzt und sich der ein oder andere Zweckreim einschleicht („George reimt sich auf Torch“) sei geschenkt. George Boateng versucht auf „Gewachsen Auf Beton“ das schwierige Kunststück, sich losgelöst vom Namen seiner Brüder einen eigenen Namen zu machen. Da seine Geschichte aber auch untrennbar mit der seiner Brüder verbunden ist, funktioniert das nur teilweise. Das ist ganz und gar nicht schlimm und gefällt an sehr vielen Stellen. Man darf durchaus gespannt sein, was da noch kommt. Jetzt – wo die eigene Geschichte einmal erzählt ist. Album Nummer 2 muss sein persönliches Coming-Of-Age-Album werden.
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