Rezension

Bosse

Kraniche


Highlights: Vier Leben // Istanbul // Vive La Danse
Genre: Indie
Sounds Like: Pohlmann // Niels Frevert // Philipp Poisel

VÖ: 08.03.2013

Es war mal ein junger Mann namens Axel Bosse, der Musik machen wollte. Er schrieb Lieder, die er vor Publikum spielte. Zunächst rockig, dann im Laufe der Zeit immer ein wenig ruhiger, je älter er wurde. Die Texte handelten von alltäglichen, aber nie profanen Dingen, mit denen sich jeder identifizieren konnte. Zunehmend hat er mit seiner Musik immer mehr Aufmerksamkeit in den Medien bekommen und seine Lieder laufen im Radio rauf und runter. Mittlerweile hat Bosse sein fünftes Studioalbum veröffentlicht. Es hört auf den Namen "Kraniche" und steckt irgendwo zwischen Club und Stadion fest.

Man hört dem Album die halbjährige Auszeit an, die Axel Bosse sich mit seiner Frau gegönnt hat. Er scheint gelöster, die Texte positiver und fröhlicher. Da ist man auch gerne mal bereit, einen Fehltritt wie "Müßiggang" zu verzeihen, der davon handelt, wie schön das Leben sein kann, wenn man sich dem Druck der Gesellschaft entzieht. Das ist zwar eine schöne Idee und nette Abwechslung, könnte textlich nur etwas besser sein. Insgesamt haben die Texte ein wenig gelitten und gleiten gerne mal ein wenig ins Stupide ab: Da war immer jemand da / der mir tief in den Kopf sagt: Yeah yeah yeah.

Ansonsten ist Kraniche der aktuellen musikalischen Situation Bosses durchaus angemessen. Nach den Erfolgen der letzten beiden Alben und der Single "Frankfurt/Oder" muss er nachlegen und es dürfte nicht einfach werden, sowohl die neuen Fans, die seine Lieder aus dem Radio kennen, als auch diejenigen, die ihn seit Taxi für seine gekonnte Alltagspoesie schätzen, zufrieden zu stellen. Und das wird Bosse wohl auch kaum gelingen. Die erste Single "Schönste Zeit" hat sich in der Radiolandschaft schon durchgesetzt, aber ansonsten sieht es auf diesem Gebiet nicht allzu ergiebig aus, auch wenn das befreite "Istanbul" und "Vive La Danse", das mit Elektroanleihen spielt, durchaus Ansprüche geltend machen.

"Kraniche" ist kein schlechtes Album, aber ob man damit noch die Herzen der alten Fans oder die großen Hallen, die für die nächste Zeit mit Sicherheit auf dem Zettel stehen, füllen kann, wird sich noch zeigen müssen.

Lisa Dücker

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