Rezension

Born Ruffians

Say It


Highlights: What To Say // Oh Man // Sole Brother
Genre: Indie-Rock // Folk-Rock
Sounds Like: Tokyo Police Club // Wolf Parade // Dr. Dog // Mumford & Sons

VÖ: 28.05.2010

Wenn etwas schwierig ist, dann ist es das zweite Album. Diese, zugegeben etwas abgedroschene, Meinung zieht sich durch die Landschaft der Plattenkritiken wie ein billiger Kaugummi. Oft zu Unrecht zitiert, ist diese These jedoch manchmal der passende Deckel auf den Topf der Musikberichterstattung. Im Falle der Born Ruffians und ihrer zweiten Full-Length-Veröffentlichung ist das zum Beispiel der Fall.

"Red, Yellow & Blue" war eine tolle Scheibe, keine Frage. Für manche, wie den Kollegen Larry Fitzmaurice von Pitchfork, sogar so toll, dass "Say It" in seiner Gunst bereits gar keine Chance zu haben scheint. Interessant ist dabei, dass die Jungs um Sänger Luke Lalonde den umgekehrten Weg von Album 1 zu Album 2 nehmen. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen professionalisiert sich der Sound nicht, wird nicht stumpfer und durchproduzierter, sondern rauer und direkter. Das ist zunächst einmal löblich, wird aber in Anbetracht der ohnehin schon stark ausgeprägten Lo-Fi-Haftigkeit von "Red, Yellow & Blue" umso löblicher – auch wenn der Kollege Fitzmaurice diese Entwicklung als "untrained and amateurish" bezeichnet. Im Grunde ist hier die Frage des Geschmacks noch präsenter als ohnehin schon bei der Bewertung von Musik. Und, das nehme ich vorweg, für meinen Geschmack ist "Say It" vielleicht sogar die beste Platte der Born Ruffians – schlechter als "Red, Yellow & Blue" ist sie in keinem Fall.

Mit minimalistischsten Mitteln, ohne große Effekthascherei stampfen sie auf "Say It" so großartige Hits raus wie "Sole Brother", "Oh Man" oder "What To Say". Alles wirkt hier so simpel wie bei einem spontanen Streetgig. Doch Popmusik ist komplizierter als man denkt, und alleine schon die perfekt-reduzierten Melodien der Songs, die sich im Hirn festfressen und morgens beim Aufwachen und unter der Dusche ihre Kurven drehen, um dann letztlich den Weg zu den Lippen zu finden, führen den Vorwurf der Untrainiertheit und Amateurhaftigkeit gewissermaßen ad absurdum. Anders gesagt: Was bei anderen zum Vorwurf wird, lege ich an dieser Stelle zum Vorteil aus. "Say It" ist eine Platte, die man einfach lieben muss und die Lanze musste dann doch gebrochen werden.

Andreas Peters

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