Rezension

Bombay Bicycle Club

So Long, See You Tomorrow


Highlights: Overdone // Luna // Feel
Genre: Indie Rock // Pop Rock
Sounds Like: Noah And The Whale // Vampire Weekend // Friendly Fires

VÖ: 07.02.2014

Nachdem die letzten drei Alben der Londoner Band Bombay Bicycle Club in Großbritannien den Gold-Status erreichen konnten, wäre es vermessen, den Jungs ihre Relevanz abzusprechen. Die Fanzahlen steigen stetig und jedes neues Album schafft es in die ein oder andere Liste der Lieblingsalben von verträumten Musikhörern, die Jack Steadmans Engelsstimme hören, während sie auf der Zugfahrt aus dem Fenster schauen. „So Long, See You Tomorrow“ schickt sich an, damit etwas zu brechen, auch wenn der sehnsüchtige Titel Gewohntes erahnen lässt. Aber der Reihe nach.

Im Opener wird der Frontmann Steadman von kanonartigem Singsang begleitet, wobei seine Mitmusiker aber keine Scheu vor Gitarrenriffs haben. So rockig hat man Bombay Bicycle Club auf ihrem letzten Album selten gehört. „Carry Me“ legt im Anschluss dann erst so richtig los und überrascht mit starker Rhythmik und fetten Synthies, wie man es so von Bombay Bicycle Club auch eher nicht gewohnt ist. Erst bei „Home By Now“ ist dann wieder alles beim Alten und der Fahrradclub liefert uns einen geradlinigen Pop-Song, in dem Jack Steadman mit seiner Stimme in gefährliche Höhen geht. In der Folge mischen sich immer wieder Synthies als wiederkehrendes Motiv zwischen die sonst so analogen Sounds der Londoner, was nicht kritisiert werden soll, sondern ein erfreuliches Konzept ist. Da werden im letzten, titelgebenden Song sogar Vocals zerschnitten und wiederholt.

Es ist allerdings nicht alles schön im Wolkenreich des Quartetts. An manchen Stellen fehlt es Jack Steadmans Stimme einfach an Kraft, um den Druck oder Ausdruck zu erzeugen, um die Lieder deutlicher Richtung Ohrwurm zu drängen. Songs wie „Luna“ und „Feel“ gehen in Richtung Noah And The Whale und Vampire Weekend, ohne dabei die Eingängigkeit der Konkurrenz zu erreichen. Bei Bombay Bicycle Club war es eben immer eher die kleine Geste und so pendeln sie von Popsong zu Popsong. Einzig die ganz großen Songs und die erinnerungswürdigen Höhepunkte bleiben aus. „So Long, See You Tomorrow“ ist einfach weit davon entfernt, ein Klassiker werden zu können und dabei trotzdem ein gutes Album.

Fans der Musiker nennen ein Album wie den neusten Wurf der Band gerne ein homogenes Ganzes, Kritiker sprechen meistens von zu wenig Abwechslung. Bei Bombay Bicycle Club verschwimmen die Grenzen dabei immer wieder. Natürlich erreichen die Songs nie die Intensität eines Bon Iver oder brennen sich nach dem ersten Hören in den Kopf, aber das ist bei Jack Steadman und Konsorten eben Teil des Konzepts. „So Long, See You Tomorrow“ reiht sich nahtlos ein in eine Liste von guten Alben. Es zeigt deutlich, dass Bombay Bicycle Club das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht haben. Vieles neu, aber eigentlich alles beim Alten. Der Goldstatus sollte in jedem Falle drin sein.

Arne Lehrke

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