Rezension

Blood Red Shoes

In Time To Voices


Highlights: Night Light // Stop Kicking
Genre: Rock // Punk // Shoegaze
Sounds Like: The Kills // The Subways

VÖ: 30.03.2012

"In Time To Voices" – kryptisch mutet der Titel des neuen Albums der Blood Red Shoes an. Die Verwirrung ist Programm: Die dritte Platte des Duos aus Brighton präsentiert sich als Sammelsurium vieler Ideen, der treibende Indie-Punk aus den Anfangstagen der Band ist nur eine von ihnen. Hinein mischen sich elegische Shoegaze-Gitarren genau wie schräge Harmonien und die ein oder andere düstere Ballade. Ein Rundumschlag gewissermaßen, aber auch ein Schritt nach vorn?

Nach eigenen Angaben fühlten sich die Blood Red Shoes bei der Einspielung frei wie nie, tatsächlich zeigen sich die daraus folgenden, sehr unterschiedlichen Einflüsse aber schwer kompatibel mit den immer noch nur drei bis vier Minuten langen Tracks. Es scheint, als habe sich die Band mit ihrem etablierten Produzenten Mike Crossey an vielen Stellen übernommen: alles gewollt, aber den Blick für die Details verloren. Der kritische Punkt: Je mehr grundverschiedene Elemente ein einzelner Song aufweist, umso präziser müssen diese aneinandergefügt und aufeinander abgestimmt werden. Das funktioniert aber nur in einigen Songs auf "In Time To Voices" halbwegs: In "Stop Kicking" zum Beispiel, das als schwungvoll-treibende SlowRock-Nummer beginnt, dann plötzlich in eine luftige IndiePop-Nummer kippt, aber in sich funktioniert.

"Lost Kids" ist ein schönes Gegenbeispiel: Zu viele jeweils genre-spezifische Dinge bunt durcheinander geworfen, zudem ist die Melodie – seit jeher nicht gerade die starke Seite der Briten – kaum eingängig. So wird der Track unnötig komplex, bleibt nicht im Ohr hängen. Einen anderen Anspruch dürften die Blood Red Shoes bei einem Album mit 12 Tracks und 40 Minuten Spielzeit aber kaum haben. Und wenn sie ihn doch hatten, dann haben sie sich nicht radikal genug von ihrer Herkunft loslösen können: "Je Me Perds" ist eines von einigen Überbleibseln aus der stürmischen Anfangszeit. 90 Sekunden Punk wirken aber gegenüber den hallbeladenen Gitarren und den Akustikklängen, die sich auf dem Langspieler ebenfalls finden, seltsam unreif – geradezu nervig gar, verglichen mit der vorangegangenen, schönen Ballade "Night Light". Überhaupt ist "In Time To Voices" immer dann am intensivsten, wenn die Band einen Gang zurückschaltet.

Ein Schritt nach vorn war das Album sicher für die Band, die sich in vielen Dingen ausprobiert. Dass die Entscheidung sinnvoll war, ein solch halbgares Ergebnis unter's Volk zu bringen, darf dagegen bezweifelt werden.

Mischa Karth

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